Hummelkasten aufstellen: Tipps für einen hummelfreundlichen Garten

Einen Hummelkasten in deinem Garten aufzustellen, ist eine super Möglichkeit, die fleißigen Bestäuber zu unterstützen. Wir haben im Spätwinter unseren ersten Hummelkasten aufgestellt, und wir wurden kurz darauf belohnt – die Königin ist eingezogen 👑. Save the Queen ☺️!

Hummelkasten versteckt hinter einer Wildblumenwiese
Befestigt am Gartenhaus. Man kann den Kasten aber auch direkt auf den Boden stellen.

Was ist eigentlich ein Hummelkasten und wieso ist es wichtig, einen aufzustellen?

Ein Hummelkasten, oft auch Hummelhaus genannt, ist eine künstliche Nisthilfe, die speziell für Hummeln entwickelt wurde. Er bietet den flauschigen Bestäubern einen sicheren Ort, um ihre Nester zu bauen und ihre Brut großzuziehen. Hummelkästen bestehen meist aus Holz oder wetterfesten Materialien und sind mit einer kleinen Eingangsöffnung sowie einem geschützten Innenraum ausgestattet, der vor Witterungseinflüssen und Fressfeinden schützt.

Das Aufstellen eines Hummelkastens im Garten ist besonders wichtig, da Hummeln in der Natur immer weniger geeignete Lebensräume finden. Ursachen hierfür sind der Verlust von Wiesen und Hecken, intensive Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden. Ein Hummelkasten schafft nicht nur einen sicheren Rückzugsort für die Tiere, sondern unterstützt auch die Artenvielfalt. Gleichzeitig profitiert euer Garten, denn Hummeln sind unermüdliche Bestäuber, die Blumen, Obst und Gemüse zum Blühen und Gedeihen bringen. Mit einem Hummelkasten setzt du ein Zeichen für den Naturschutz und leistet einen wertvollen Beitrag für eine lebendige Umwelt.

Hummelkasten aufstellen

Es gibt viele verschiedene Hummelkästen online zu kaufen, das Prinzip ist aber bei allen sehr ähnlich:

  • Kastenform in verschiedenen Größenausführungen
  • Im vorderen Bereich ist ein Einflugloch, das mit einer Wachsmottenklappe versperrt wird
  • Der Innere Raum bietet Hummeln Schutz und ist weitgehend geschlossen (bis auf die Lüftungslöcher). Manche Kästen haben zusätzlich zum Einflugloch einen separaten Ausgang)
  • Das Material sollte unbehandelt und möglichst wetterfest sein (z.B. aus Siebdruckplatten oder geflammten Massivholz). Achte beim Kauf darauf, denn Lacke und chemische Substanzen irritieren die feine „Nasen“ der Hummeln.


Mittlerweile stehen in unserem kleinen Garten bereits zwei Hummelhäuser. Ein großes steht direkt auf dem Boden in einer wilden Ecke des Gartens, das andere etwas kleinere hängt bodennah am Gartenhaus.

Standort

Der beste Standort für einen Hummelkasten ist ein schattiger, windgeschützter Platz im Garten, idealerweise in Bodennähe oder leicht erhöht auf einem stabilen Untergrund. Hummeln bevorzugen ruhige und ungestörte Bereiche, daher sollte der Kasten nicht in der Nähe von stark frequentierten Wegen oder lauten Geräuschen aufgestellt werden. Optimal wäre es, wenn die Eingangsöffnung nach Süden oder Südosten ausgerichtet ist, damit sie morgens von der Sonne gewärmt wird.

Achte darauf, dass der Untergrund trocken ist, um Feuchtigkeit im Kasten zu vermeiden. Du kannst eine Terrassenplatte oder ähnlich unterlegen, dann läuft Regenwasser gut ab. Ebenfalls kannst du groben Kies als Drainage unter dem Hummelkasten verteilen.

Zeitpunkt: Wann Hummelkasten aufstellen?

Der ideale Zeitpunkt, um deinen Hummelkasten aufzustellen, ist das zeitige Frühjahr (oder bereits der späte Winter), bevor die Hummelköniginnen aus ihren Winterquartieren kommen – etwa zwischen Ende Februar und Anfang März, je nach Witterung. So haben sie rechtzeitig einen geschützten Platz, um ihr Nest zu bauen und ihre Kolonie zu gründen.

Hummelkasten: Das ist wichtig zu wissen

Innenraum – Befüllen des Hummelhaus

Wir empfehlen dir, den Innenraum mit einem Karton auszulegen. Das Hummelvolk nimmt später eine Ecke des Hummelkastens als „Kotecke“. Dort „entleeren“ sie sich und entsorgen auch gerne Feinde oder ausgediente Hummel-Kolleginnen. Bei einem großen Hummelvolk kann das vor allem bei warmen Temperaturen sehr streng riechen.

Jetzt wird der Innenraum bis knapp unter das Einflugloch mit Dämmmaterial aufgefüllt. Du kannst Hobelspänen, Kleintierstreu, Stroh oder Moos verwenden.

Höhle / Brutraum formen

Kleide die Stelle vor dem Einflugloches (im Innenraum) mit Kapok aus. Kapok ist die Hohlfaser des Kapokbaums. Man gewinnt sie aus den langen Fasern der Kapokfrüchte. Sie dämmt sehr gut und ist super weich.

Forme mit dem Kapok eine Ei-große Höhle und platziert sie direkt vor dem Loch, durch das die Hummeln von außen nach Innen gelangen. Die kuschelige Höhle ist der perfekte Platz um die Brut großzuziehen.

Geöffneter Hummelkasten mit Kapok im Inneren
Die Höhle wird aus dem Kapok geformt

Hummelkasten im Garten aufgebaut: Wie geht jetzt es weiter?

Ab Februar, wenn die letzten Fröste vorbei sind, verlassen Hummelköniginnen ihr Winterquartier und suchen einen Platz um ihr Volk zu gründen. Dabei suchen die Hummelköniginnen am Boden nach Löchern und Ritzen, um eine geeignete Nistmöglichkeit zu finden. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, dass sich das Einflugloch sehr nahe an der Erdoberfläche befindet. Mit einem Stück Baumrinde, Moos und Steinen kannst du eine kleine Rampe zum Einflugloch bauen, um die suchenden Hummeln dabei zu unterstützen den Eingang zu finden.

Erfolgreiche Besiedelung

Wenn du Glück hast gründet eine Hummelkönigin ein neues Volk in deinem Hummelhaus. Du erkennst es daran, wenn die Königin mehrfach am Tag rein und raus fliegt. Anfangs ist das noch recht selten, da die Hummel teils lange unterwegs ist und noch komplett alleine ist. Wir haben eine Kamera vor dem Eingang aufgestellt und einfach mal ein paar Stunden gefilmt. Wenn ihr dann das Video durchspult, seht ihr sehr schnell ob eine Hummelaktivität vorhanden ist.

Mehrere Hummeln in Nahaufnahme am Einflugloch
So sieht es aus, wenn richtig was los ist im Hummelhaus ☺️

Nach wenigen Tagen schlüpfen bereits Larven, die dann von der Königin versorgt werden. Die Hummelkönigin bewältigt diese Arbeit ganz alleine. Nach ungefähr einer Woche verpuppen sich die ersten Larven. Circa drei Wochen später schlüpfen die ersten Hummeln 🎉.

Die frisch geschlüpften Hummeln sind die Arbeiterinnen (Nerd-Info 🤓: Bis in den Sommer hinein sondert die Königin ein Pheromon ab, welches dafür sorgt, dass sich im Hummelnest nur Arbeiterinnen entwickeln).

Ab diesem Zeitpunkt sieht du dann auch ohne stundenlange Warterei, dass dein Hummelkasten bezogen ist, denn jetzt fliegen die Arbeiterinnen im Minutentakt rein und raus. Die Arbeiterinnen übernehmen ab sofort den Job der Königin, die Königin hat jetzt nur noch die Aufgabe der Eiablage. Dein Hummelstaat wächst ab jetzt nach und nach an.

Ab Juli sondert die Hummelkönigin keine Pheromone mehr ab und beginnt, weibliche und männliche Eier zu legen. Aus den weiblichen Eiern entwickeln sich neue Königinnen, während die männlichen Drohnen heranwachsen. Nach wenigen Tagen verlassen sowohl die jungen Königinnen als auch die Drohnen den Hummelstaat. Zurück bleibt die ursprüngliche Königin, und da keine Arbeiterinnen mehr vorhanden sind, endet das Leben des Hummelvolkes. Wenn es der neuen Generation nicht gelingt, sich erfolgreich zu etablieren, war die Mühe der Königin vergeblich, und der Fortbestand ihres Stammes ist gefährdet. Wiederholt sich dies zu oft, können Hummeln langfristig aussterben – mit schwerwiegenden Folgen für unser Ökosystem. Bei der Gestaltung deines Gartens solltet du deshalb unbedingt an die Bedürfnisse von Insekten denken und einen Lebensraum schaffen, der sie unterstützt.

Wachsmottenklappe: Wann anbringen und warum?

Die Wachsmottenklappe ist eine wichtige Ergänzung für deinen Hummelkasten, da sie das Eindringen der Wachsmotten verhindert, die dein Hummelvolk gefährden. Wachsmotten legen ihre Eier im Nest der Hummeln ab, und die geschlüpften Larven zerstören die Nistmaterialien und die Brut. Um dies zu vermeiden, sollte die Klappe angebracht werden, sobald die Hummelkönigin das Nest sicher bezogen hat und regelmäßig ein- und ausfliegt – meist ab Ende März bis Anfang April. Die Klappe sorgt dafür, dass nur die Hummeln Zutritt zum Nest haben, ohne sie in ihrem natürlichen Verhalten zu behindern.

Die Wachsmottenklappe wird anfangs im 90 Grad Winkel fixiert eingehängt und jeden Tag ein Stückchen mehr geschlossen, bis sie irgendwann komplett verschlossen ist. Die Hummeln lernen so, dass sie von unten in das Loch kriechen müssen und die Klappe selbst aufstupsen können.

Wenn du dich für das Thema interessierst, solltest du bei Pollenhöschen vorbeischauen! Hierbei handelt es sich um ein Forum das es dir erlaubt, dich mit Experten und Hobby-Entomologen auszutauschen.

Nun heißt es nur noch: beobachten und genießen! Im Spätsommer kann der Hummelkasten gereinigt und für das nächste Jahr vorbereitet werden.

Und das Wichtigste zum Schluss: Warum, verdammt noch mal, gibt es keinen Hummel-Emoji?

Es ist doch wirklich unfair: Während die Biene stolz ihr eigenes Emoji trägt 🐝, geht die Hummel komplett leer aus. Dabei leistet sie mindestens genauso viel – wenn nicht sogar mehr! Hummeln sind unermüdliche Bestäuber, fliegen bei kühleren Temperaturen und tragen einen wichtigen Teil zur Artenvielfalt bei. Dass es nur ein Bienen-Emoji gibt, wirkt fast wie eine Diskriminierung gegenüber den flauschigen Hummelheldinnen. Höchste Zeit, dass auch die Hummel ihren Platz in der Emoji-Welt bekommt – verdient hätte sie es allemal! 🐝✨

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