Viele Gärten sehen zwar ordentlich und grün aus, doch für Insekten, Vögel und andere Tiere bieten sie oft kaum Lebensraum. Ein tierfreundlicher Garten macht den Unterschied: Hier finden Tiere Nahrung, können sich ungestört vermehren und einen sicheren Rückzugsort genießen. Im Sommer haben wir unseren eigenen Garten in ein kleines Paradies für Tiere verwandelt. Jetzt möchten wir unsere Erfahrungen und Tipps mit dir teilen, damit auch dein Garten zu einem Wohlfühlort für die Natur wird!
Inhaltsverzeichnis

Tierfreundlicher Garten – So fing alles an:
Unser kleiner Garten war lange Zeit ein typischer Reihenhausgarten: 30 Quadratmeter Rasen, ordentlich gepflegt und strukturiert, aber leider weder insekten- noch vogelfreundlich. Die Bepflanzung beschränkte sich auf einen schlichten Streifen zum Nachbarn, und unser Mähroboter sorgte dafür, dass die Wiese immer perfekt gestutzt war. Es gab kaum Strukturen, kein ganzjähriges Blühangebot und somit auch keinen Lebensraum für Tiere.
Der Wendepunkt
Der Wunsch, unseren Außenbereich lebendiger und abwechslungsreicher zu gestalten – vor allem für die Kinder – hat uns dazu bewegt, unseren Garten völlig neu zu denken. Die erste Idee war, einen kleinen Naschgarten mit Beerensträuchern anzulegen. Unsere Inspiration dafür kam vor allem aus YouTube-Videos von Selbstversorgern und Naturgärtnern.
Wie viele Hobby-Gärtner haben wir uns zunächst online informiert:
- „Wie schneide ich Johannisbeeren?“
- Wann pflanze ich Erdbeeren?“
- „Wie dünge ich Obststräucher?
… waren nur einige der Fragen, die uns umtrieben. Schnell fanden wir uns in einer Garten-Bubble wieder – und stellten uns irgendwann die große Frage:
„Warum haben andere so wunderschöne Gärten, und warum wirkt unser Garten so lieblos?“
So sah der Garten im Jahr vor der Umgestaltung aus

Inspiration und Ziel
Ein echter Schlüsselmoment war die BR-Reportage über die Aktion „Vogelfreundlicher Garten“ vom LBV und dem Bayerischen Artenschutzzentrum. Hier wurde uns klar: Wir wollten nicht nur einen schöneren Garten, sondern einen Lebensraum schaffen, der auch Tieren zugutekommt. Mit diesem Ziel vor Augen fiel der Startschuss für unser Projekt 💪👷👷♀️.
Infos zur Aktion „Vogelfreundlicher Garten“
Der LBV und das Bayerische Artenschutzzentrum haben die Aktion ins Leben gerufen, um strukturreiche und tierfreundliche Gärten zu fördern. Wer die Kriterien erfüllt, erhält eine Plakette, die den Garten als vogelfreundlich auszeichnet. Ehrenamtliche Jurys haben in ganz Bayern bereits rund 5.000 Gärten (Stand 06.12.2024) bewertet und ausgezeichnet.
Wenn du selbst mitmachen möchtest, findest du alle Infos und die Möglichkeit zur Bewerbung auf der Seite des LBV.
Mach auch du deinen Garten zum Lebensraum – für Tiere 🐰, Pflanzen 🌱 und natürlich für dich und deine Familie ❤️!
Umsetzung: So haben wir unseren Garten in einen lebendigen Naturgarten verwandelt
Ein insektenfreundlicher Garten ist auch immer ein Paradies für Vögel! Unser Ziel, die Auszeichnung des LBV und des Bayerischen Artenschutzzentrums vom Landesamt für Umwelt für einen vogelfreundlichen Garten zu erhalten, hat uns dabei zusätzlich motiviert.”
Folgende To-Dos gilt es abzuhaken
- Verzicht auf Chemische Subtanzen:
To-Do: Gartenhaus ausmisten und von chemischen Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln, Pheromonfallen, Leimring und mehr befreien – eine Grundvoraussetzung für eine hohe Biodiversität - Nistmöglichkeiten schaffen:
To-Do: Vogelhaus aufstellen, Nistplätze für boden- und oberirdisch nistende Insekten schaffen sowie Futterstellen und Tränken platzieren - Natürliche Strukturen schaffen:
To-Do: Trockenmauer bauen sowie Stein- und Totholzhaufen anlegen - Blühangebot schaffen:
To-Do: Platz für heimische Pflanzen und ein ganzjähriges Blühangebot kreieren. - Das Wichtigste zum Schluss:
To-Do: Umdenken! Wir wollen der Natur freien Raum lassen, Blütenstände stehen lassen, wilde Ecken erlauben und den Garten erst im Spätwinter/Frühjahr für die neue Saison vorbereiten
Strukturen und Nistplätze schaffen
Wir haben uns für drei große strukturelle Änderungen entschieden:
- Die Rasenfläche wird mittig „aufgebrochen“, indem wir ein großes Sandbeet mit Totholzstamm und Wildblumenwiese integrieren.
- Der Bambus, der als Sichtschutz dient, wird entfernt und durch eine Trockenmauer ersetzt.
- Ein Sandarium für bodennistende Insekten/Wildbienen wird an eine bereits bestehende Trockenmauer angedockt.
Tierfreundlicher Garten: Wildblumen- und Sandfläche

Für dieses naturnahe Element haben wir auf der gesamten Fläche die Grasnarbe entfernt und im Vorjahr bereits einen Zwetschgenbaum gepflanzt. Ach ja, der Leimring, der noch auf dem Foto zu sehen ist, wurde mittlerweile entfernt 🤓.
Der rechte Bereich wird ein Sandbeet, der linke eine Wildblumenwiese. Ein Totholzstamm von einem alten Apfelbaum aus dem Garten der Schwiegereltern sorgt für die optische Trennung und zugleich für neuen Lebensraum und Schutz für diverse Gartenbesucher 🦔.

Bei der Saat für die Wildblumenwiese haben wir uns für eine Mischung aus mehrjährigen und winterharten Samen entschieden, die speziell für Süddeutschland geeignet sind – insgesamt über 40 heimische Blumen und Wildkräuter. Die Samen werden einfach per Hand ausgebracht und dann mit dem Fuß angedrückt. Die ersten Wochen muss darauf geachtet werden, dass die Fläche immer feucht gehalten wird.
• Häufig vertretene Arten: Klatschmohn, Kornblume, Margerite und Wiesensalbei – echte Klassiker, die Farbe und Leben in die Wiese bringen.
• Seltenere Arten: Wiesen-Skabiose, Heilziest, Moschus-Malve und Natternkopf – weniger bekannt, aber wahre Schätze für Insekten 🐞🐝.
In unser Sandbeet haben wir vor allem wärmeliebende Pflanzen gesetzt. Fürs Erste Salbei, Thymian, Lavendel und Steinquendel.

Zum Naschen haben wir noch einen Heidelbeerstrauch in eine Mörtelwanne gepflanzt. Die Wanne trennt die Erde der Heidelbeere von der normalen Gartenerde ab. Das ist wichtig, da sie sehr anspruchsvoll ist, was die Erde angeht. Blaubeeren benötigen saure Erde, sonst gehen sie ein. Achtet darauf, dass das Gefäß unten Löcher hat und eine Drainage aus Sand oder Blähton vorhanden ist, denn Blaubeeren mögen zudem keine Staunässe.
Trockensteinmauer und immergrünes Geißblatt

Unser Garten war durch eine circa drei Meter hohe Bambushecke zum Gehweg abgetrennt. Der Bambus war zwar ein super Sichtschutz und pflegeleicht, jedoch hatte er keinen ökologischen Mehrwert. Das Auspflanzen war ziemlich mühselig, dennoch ist es uns gelungen den kompletten Bambus zu entfernen. Den Großteil des Pflanzenabfalls haben wir verkleinert und für später als Nistmaterial für Vögel beiseitegelegt.
Anstelle des Bambus haben wir eine Natursteinmauer aus Sandstein gesetzt. Die Mauer wurde mit wildem Salbei und Mönchspfeffer bepflanzt. Als Sichtschutz lassen wir anstelle des Bambus das immergrüne Geißblatt ranken. Es bildet tolle Früchte, die für den Mensch giftig sind, für Vögel aber ein echter Gaumenschmaus.

Nistmöglichkeiten dürfen in einem Naturgarten nicht fehlen
Sandarium bauen – für Boden nistende Insekten

Ein Großteil der Wildbienen sind bodennistend. Da Menschen immer mehr an Boden versiegeln, fehlt es vor allem in Großstädten und deren Speckgürteln an Nistplätzen.
Den Bau unseres Sandariums zeigen wir dir in unserem Artikel „Sandarium für Wildbienen anlegen, so funktioniert’s“ im Detail.
Wenn du Raum für bodennistende Insekten schaffen willst, nimm dir die Zeit, den Artikel genau zu lesen, da es beispielsweise sehr wichtig ist, dass der Sand besondere Eigenschaften erfüllt.
Nistplätze für oberirdisch nistende Insekten
Wildbienenhotel:
Du kennst sicher die „Insektenhotels“ aus dem Baumarkt. Wir haben uns dazu entschieden, keine fertige Lösung zu kaufen, sondern selbst ein Wildbienenhotel aus Restholz zu bauen.

Den Kauf fertiger Lösungen können wir dir nur bedingt empfehlen, da viele Materialien wie Tannenzapfen, Stroh und Co. wild gemixt werden, was einen Nachteiligen Effekt zur Folge hat. Wenn du das Insektenhotel nicht selbst bauen möchtest, informiere dich beispielsweise bei Nabu, welche Kriterien wichtig sind und worauf du beim Kauf achten solltest.
Wir haben dir in unserem Blog auch eine Übersicht von Nisthilfen-Materialien zusammengestellt, die du verwenden kannst. Die DIY-Anleitung für das Wildbienenhotel mit Schilf- und Bambusröhrchen findest du hier.
Hummelkasten:
Ebenfalls eine tolle Option, um weiteren Lebensraum anzubieten, ist ein Nistkasten für Hummeln. Wir haben insgesamt zwei Kästen im Einsatz, beide wurden bereits besiedelt.


Ohrwurmhotel und Vogel-Nistkasten:
Für Vögel haben wir zwei Nistkästen aufgestellt. Einen mit recht kleinem Einflugloch für vor allem Blaumeisen, die bei uns recht häufig anzutreffen sind und einen für Halbhöhlenbrüter wie beispielsweise den Hausrotschwanz, die Bachstelze, den Grauschnäpper und den Zaunkönig.

Aus einem alten Tontopf haben wir ein sogenanntes Ohrwurmhotel gebastelt. Dazu haben wir den Topf mit Stroh gefüllt und an einem Baum befestigt. Damit das Stroh nicht herausfällt, wurde ein Gitternetz an der offenen Stelle gespannt. Wichtig ist, dass der Topf Kontakt mit dem Baum hat, damit die Käfer gut rein- und rauskrabbeln können.
Tierfreundlicher Garten – Natürliche Strukturen und Wassertränken



Neben der Trockenmauer und dem Sandarium haben wir weitere natürliche Strukturen geschaffen. Ecken mit Totholz, massive Baumstämme und diverse Steine wurden überall im Garten verteilt und bieten jetzt wertvollen Lebensraum. Die Strukturen wurden im Schatten und in der Sonne platziert, um möglichst viele verschiedene Aufenthaltsmöglichkeiten zu schaffen.
Zusätzlich haben wir zwei Wasserstellen aufgestellt. Wichtig ist es hier das Wasser regelmäßig zu wechseln und in die Gefäße Steine oder Äste zu legen, über die Insekten aus dem Wasser krabbeln können.
Ein besonderes Highlight ist unser Mini-Teich mit Teichsteg, den wir im Herbst 2024 gebaut haben. Er bietet nicht nur einen wunderschönen Blickfang, sondern auch einen weiteren Lebensraum für Tiere wie Libellen, Frösche und andere Amphibien. Die Anleitung und alle Details dazu findest du hier.


Wir sind schon gespannt wie sich unser Garten im nächsten Jahr entwickelt und freuen uns dich daran teilhaben zu lassen ❤️.
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