Stell dir vor, es raschelt abends im Gebüsch – und plötzlich kommt ein kleiner Igel auf seiner nächtlichen Tour durch deinen Garten vorbei 😁. Für uns war das einer der schönsten Momente im naturnahen Garten. Igel sind nicht nur unglaublich sympathische Tiere, sondern auch echte Nützlinge. Doch leider fehlt ihnen in vielen modernen Gärten der Lebensraum. Zu aufgeräumt, zu steril, zu versiegelt – all das macht es den stacheligen Gartenbewohnern schwer.
Wir zeigen dir, wie du deinen Garten ganz einfach igelfreundlich gestaltest. Mit ein bisschen Laub hier, einer Lücke im Zaun da und der richtigen „Portion Wildnis“ machst du deinen Garten zu einem echten Igelparadies. Versprochen 😅!
Inhaltsverzeichnis
- Warum Igel unsere Gärten brauchen
- Verstecke schaffen – Igelhäuser & Laubhaufen
- Naturnahe Strukturen: Hecken, Stauden & wilde Ecken
- Ein reich gedeckter Tisch – Insekten als Hauptmahlzeit
- Barrierefreier Zugang – Durchgänge in Zäunen
- Wasserstellen – Trinken ohne Risiko
- Igelfallen vermeiden
- So hilfst du Igeln im Winter
- Checkliste: Dein igelfreundlicher Garten
- FAQ: Häufige Fragen zum igelfreundlichen Garten
1. Warum Igel unsere Gärten brauchen
Igel sind kleine Wanderer. In einer Nacht legen sie zwischen 3 und 5 Kilometer zurück – auf der Suche nach Nahrung und Verstecken. Ein einzelner Garten reicht ihnen deshalb nicht, aber er kann ein wichtiges Puzzleteil in ihrem Revier sein.

Besonders wohlfühlen sich Igel in naturnahen, abwechslungsreichen Gärten: Laubhaufen, Hecken, wilde Ecken und Insektenreichtum sind ihre liebsten Begleiter. Was dagegen nicht passt: kurz geschorener Zierrasen, sterile Kiesflächen oder der Einsatz von Giften.
👉 Mit ein paar einfachen Maßnahmen kannst du deinen Garten in einen wichtigen Lebensraum für Igel verwandeln.
2. Verstecke schaffen – Igelhäuser & Laubhaufen
Ein igelfreundlicher Garten ohne Verstecke? Unvorstellbar! Igel brauchen geschützte Plätze zum Schlafen, Nisten und Überwintern.
Igel schützen im Garten:
- Blätter- und Ästehaufen: Einfach im Herbst liegen lassen, mit ein paar Ästen abdecken – fertig ist das perfekte Winterquartier.
- Totholz und Steinhaufen: Hohlräume dazwischen bieten sichere Rückzugsorte.
- Igelhaus im Garten aufstellen: Ein Igelhaus kannst du selbst bauen oder kaufen. Wichtig: immer an einem ruhigen, geschützten Ort platzieren, am besten unter einer Hecke. Ein bisschen trockenes Gras oder Moos macht es innen gemütlich.

3. Naturnahe Strukturen: Hecken, Stauden und wilde Ecken
Ein dichter Lebensraum mit naturnahen Strukturen ist für Igel Gold wert. Ideal sind heimische Hecken aus Sträuchern wie Hasel, Holunder, Wildrose oder gemeiner Liguster (Ligustrum vulgare). Dornen schützen vor neugierigen Hunden oder Katzen, Blüten ziehen Insekten an – und darunter sammelt sich Laub, in dem sich Igel wohlfühlen.
Auch Staudenbeete haben es in sich: Sie bieten Nahrung für Raupen und Insekten, die wiederum auf dem Speiseplan des Igels stehen. Schneide Stauden deshalb erst im Frühjahr zurück – so hilfst du gleich mehreren Arten.
Und essenziell: Wilde Ecken zulassen. Ein Stück Garten einfach sich selbst überlassen – das ist nicht nur für Igel wertvoll, sondern für die ganze Artenvielfalt.

Wusstest du schon?
Kennst du die Aktion „Bayern blüht – Naturgarten“ und die Auszeichnung „Vogelfreundlicher Garten“?
Beide Initiativen zeichnen Gärten aus, die besonders naturnah gestaltet sind.
👉 Wilde Ecken spielen dabei eine zentrale Rolle: Sie bieten Insekten, Vögeln und Kleinsäugern Schutz und Nahrung – und bringen zusätzlich Lebendigkeit in deinen Garten.
4. Ein reich gedeckter Tisch – Insekten als Hauptmahlzeit
Igel sind keine Pflanzenfresser, sondern Insektenjäger. Auf dem Menü stehen beispielsweise:
- Würmer und Schnecken
- Laufkäfer und deren Larven
- Ohrwürmer (eine echte Delikatesse!)
Tipp: Mit einem selbstgebauten Ohrwurmhotel kannst du die kleinen Nützlinge in deinem Garten fördern.


Damit Igel satt werden, brauchen sie einen insektenreichen Garten.
Heißt für dich: Vielfalt schaffen! Totholz, Blühpflanzen, Sandflächen und Insekten-Nisthilfen – all das sorgt dafür, dass genug kleine Lebewesen da sind.
Übrigens: Obst frisst der Igel nicht – aber die Würmer und Insekten, die sich darin verstecken, schon. Falls du also Fallobst im Garten hast, lass es ruhig liegen …
5. Barrierefreier Zugang – Durchgänge in Zäunen
Was bringt der schönste Garten, wenn der Igel gar nicht hineinkommt? Viele Grundstücke sind komplett eingezäunt – und damit für Igel eine Sackgasse.
👉 Die Lösung: Schaffe kleine Durchgänge von etwa 13 × 13 cm. Die Größe passt perfekt: Kleintiere wie Igel können hindurch, für Hunde ist sie zu schmal. Achte ebenfalls darauf, dass keine scharfen Kanten vorhanden sind, an denen sich der Igel verletzen kann.

Hat ein Igel so einen Durchgang einmal gefunden, merkt er sich den Weg und nutzt ihn regelmäßig.
6. Wasserstellen – Trinken ohne Risiko
Frisches Wasser ist für Igel überlebenswichtig. Aber Vorsicht: Steile Teiche oder Regentonnen können zur tödlichen Falle werden, weil Igel keine ausdauernden Schwimmer sind.
So machst du es sicher:
- Stelle eine flache Wasserschale auf und fülle sie täglich neu.
- Lege ein Brett mit Querlatten in Teiche oder Regentonnen, damit Igel wieder herausklettern können.
- Gestalte Uferzonen flach und ohne dichte Vegetation.
So haben nicht nur Igel, sondern auch Vögel und Insekten etwas davon.

7. Igelfallen vermeiden
Manche Gefahren nehmen wir kaum wahr – für Igel können sie jedoch schnell lebensbedrohlich werden. Offene Kellerschächte, Regentonnen ohne Ausstiegshilfe oder tief gespannte Netze sind nur einige Beispiele. Mit ein paar einfachen Maßnahmen kannst du solche Fallen vermeiden und dafür sorgen, dass sich Igel in deinem Garten nicht nur wohl-, sondern auch wirklich sicher fühlen:
- Kellerschächte und Fallgruben abdecken: Decke offene Lichtschächte oder andere Gruben mit Gittern oder Holzrahmen ab, damit Igel nicht hineinfallen.
- Pools, Regentonnen und Teiche sichern: Ein Brett mit Querleisten oder eine kleine Rampe hilft Igeln, wieder herauszuklettern. Auch eine flache Böschung kann Leben retten.
- Freiliegende Kellertreppen entschärfen: Liegen im Garten offene Treppen, kannst du mit Holzklötzen oder Ziegeln die Stufenhöhe verringern – so finden Igel wieder hinaus.
- Müllsäcke nicht offen stehen lassen: Offene Säcke locken Igel an. Kriechen sie hinein, finden sie oft nicht mehr heraus. Stelle Mülltonnen deshalb nur geschlossen auf.
- Vogelabwehrnetze sichern: Spanne Netze (z. B. über Beerensträuchern) niemals bis zum Boden. Igel verfangen sich leicht mit ihren Stacheln und können qualvoll verenden.
- Schuppen und Gartenhäuser kontrollieren: Schau vor dem Abschließen kurz hinein – oft verstecken sich Igel in ruhigen Ecken.
8. So hilfst du Igeln im Winter
Wenn die Temperaturen sinken, ziehen sich Igel zum Winterschlaf zurück – meist zwischen Oktober und April. In dieser Zeit fahren sie ihren Stoffwechsel stark herunter und leben von ihren angefutterten Fettreserven. Damit das klappt, brauchen sie vor allem eins: einen sicheren, trockenen und geschützten Schlafplatz.
In der Natur würden sie sich unter Hecken, in Laubhaufen oder zwischen Totholz verkriechen. Doch in vielen modernen Gärten wird im Herbst gründlich „aufgeräumt“: Blätter werden entfernt, Stauden bodentief abgeschnitten, Holzreste entsorgt. Für Igel bedeutet das oft, dass ihre wichtigsten Winterquartiere verschwinden – und damit ihre Überlebenschancen sinken.
Was brauchen Igel im Winter?
- Laub liegen lassen: Harke nicht jedes Blatt zusammen, sondern lasse in einer Ecke des Gartens eine dicke Laubschicht als kuscheliges Winterbett liegen.
- Stauden über den Winter stehen lassen: Abgestorbene Pflanzenteile sehen vielleicht wild aus, bieten aber wertvollen Schutz und Nistmöglichkeiten für Insekten – die wiederum als Futterquelle für Igel dienen.
- Reisig- und Totholzhaufen anlegen: Locker geschichtete Äste und Zweige sind perfekte Igelverstecke. Noch besser: Baue eine Benjeshecke, die nicht nur Igeln, sondern auch Vögeln, Insekten und Amphibien ein Zuhause bietet.
- Igelhäuser aufstellen: Fertige Modelle aus dem Handel oder selbst gebaute Unterschlüpfe sind eine sichere Alternative, wenn dein Garten wenig natürliche Strukturen bietet. Mit Stroh, Heu oder trockenem Laub ausgepolstert, werden sie gerne als Winterquartier angenommen.
- Ruhe: Vermeide Gartenarbeiten an potenziellen Rückzugsorten bis mindestens Ende April. Wird ein Igel im Winterschlaf gestört, verliert er wertvolle Energiereserven.
Und wenn die kleinen Stachelträger im Frühjahr wieder erwachen, brauchen sie besonders viele Insekten, um ihre Energiereserven aufzufüllen. Ein bunter, blütenreicher Garten voller heimischer Pflanzen ist deshalb die beste Hilfe – so sorgst du nicht nur für das Wohl der Igel, sondern unterstützt gleichzeitig Bienen, Schmetterlinge und viele andere Gartenbewohner.
9. Checkliste: Dein igelfreundlicher Garten
- Laub- und Reisighaufen als Quartier anlegen
- Igelhäuser bauen oder kaufen und geschützt platzieren
- Heimische Hecken und Stauden pflanzen
- Wilde Ecken stehen lassen
- Durchgänge in Zäunen schaffen (13 × 13 cm)
- Flache Wasserstellen anbieten und tiefe absichern
- Keine Gifte, Schneckenkorn oder Pestizide verwenden
- Bei Mäharbeiten vorsichtig sein und nach Igeln schauen
10. FAQ: Häufige Fragen zum igelfreundlichen Garten
Igel sind Insektenfresser. Sie lieben vor allem Würmer, Käfer, Larven, Spinnen und Schnecken. Obst und Gemüse stehen nicht auf ihrem Speiseplan – sie fressen höchstens die Insekten, die sich im Fallobst aufhalten.
Nein. Obst ist für Igel ungeeignet und liefert kaum Nährstoffe. Biete stattdessen eiweißreiches Futter wie Katzenfutter (ohne Soße), Rührei oder spezielles Igelfutter an – und immer frisches Wasser.
Ein Loch von 13 × 13 cm reicht völlig aus, damit Igel durch deinen Zaun oder eine Mauer schlüpfen können. Für Hunde oder Katzen ist es zu klein – so bleibt der Zugang wirklich igelfreundlich.
Normalerweise finden Igel im Sommer genug Nahrung. Gefüttert werden sollten sie nur in nahrungsarmen Zeiten – also direkt nach dem Aufwachen im Frühjahr oder bei einem frühen Wintereinbruch im Herbst. Geeignet sind Katzenfutter (ohne Soße), ungewürztes Rührei oder spezielles Igelfutter. Milch ist tabu, biete stattdessen immer frisches Wasser an.
Igel halten Winterschlaf in Laubhaufen, Reisighaufen, Totholzhecken oder Igelhäusern. Achte darauf, diese Verstecke im Herbst nicht zu zerstören. Am besten lässt du eine Ecke im Garten ungestört und schichtest Laub und Äste auf.
Ja! Eine Benjeshecke ist ein perfekter Unterschlupf für Igel. Zwischen den Ästen entstehen Hohlräume, die Schutz vor Wind, Kälte und Feinden bieten. Besonders im Winter ist die Hecke ein ideales Quartier, in dem Igel sicher überwintern können.
Setze auf heimische Sträucher und Stauden wie Haselnuss, Holunder, Wildrose, Kornelkirsche, Eberesche oder den Gewöhnlichen Liguster (Ligustrum vulgare).
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