Stell dir vor: Du sitzt entspannt im Garten, die Sonne wärmt dein Gesicht, und ein sanftes Brummen liegt in der Luft – Hummeln fliegen von Blüte zu Blüte und lassen Blumen, Kräuter und Gemüse prächtig gedeihen. Herrlich, oder?
Doch in der Natur wird es für Hummeln und andere Wildbienen (ja, Hummeln sind tatsächlich Wildbienen 🤓) immer schwieriger, geeignete Nistplätze und Nahrung zu finden.
Die gute Nachricht: Wir können etwas dagegen tun! Ein selbstgebautes Hummelhaus ist nicht nur ein spannendes DIY-Projekt, sondern auch ein wertvoller Beitrag zum Artenschutz. Und das Beste: Es ist einfacher, als du denkst. Wir zeigen dir Schritt für Schritt, wie du ein artgerechtes Zuhause für Hummeln baust.
Inhaltsverzeichnis

1. Werkzeug und Material für das Hummelhaus
Bevor wir loslegen, schauen wir uns an, was wir benötigen. Mit der richtigen Vorbereitung geht nämlich alles viel leichter. 💪
Benötigtes Werkzeug
- Akkuschrauber, Holzbohrer, Forstnerbohrer oder Rundbohraufsatz (circa 39–41 mm im Durchmesser)
- ca. 25–30 Senkkopfschrauben (45–50 mm) für den Hummelkasten und die Montage des Vorbaus
- wasserfesten Holzleim
- Schleifpapier oder Schwingschleifer zum Glätten
- Optional: Eckenspanner
Materialliste für den Hummelkasten (Außenkasten)
- 3-Schicht-Fichtenplatten, ca. 2 cm dick
👉 Vorderwand, Rückwand, Seitenwände: 4 Platten je 30 × 30 cm
👉 Boden: 1 Platte 30 × 26 cm - Siebdruckplatte, ca. 1,5 cm dick
👉 Dach: ca. 48 × 38 cm - Feinmaschiges Netz oder Edelstahlblech mit feinen Löchern
- Öl zum Imprägnieren der Außenflächen (z. B. Leinölfirnis) oder Gasbrenner zum Abflammen und Haltbarmachen.
Materialliste für das Kasteninnere
- Pappkarton: ca. 20 × 20 × 20 cm
- Röhre für den Eingang/Einflugloch, ca. 10 cm (z. B. Rohrisolierung oder Spiralschlauch, außen Ø 4 cm)
- Kleintierstreu, Sägespäne, Laub, Moos
- Kapok in Bioqualität (Nistmaterial)


2. Außenkasten bauen
Bevor du mit dem Bau der Kastenkonstruktion startest, solltest du dir überlegen, wie du den Hummelkasten an den Außenflächen behandeln willst, um ihn resistenter gegen Witterung zu machen. Es gibt hier zwei Optionen, die wir empfehlen:
Option 1: Wenn der Hummelkasten fertig ist, kannst du die Außenflächen einfach mit Leinöl einpinseln.
Option 2: Du flammst die Holzbretter mit einem Gasbrenner ab und machst sie so witterungsbeständig, indem du die äußerste Holzschicht verkohlst. Wie das funktioniert, haben wir in diesem Artikel beschrieben. Wenn du dich dafür entscheidest, dann mach das als ersten Schritt (Schrauben und Anbauteile sollen nicht in Kontakt mit der heißen Flamme kommen).
Wichtig: Flamme nur die Außenseiten der Bretter ab, die Innenseiten des Kastens bleiben unbehandelt. Das Dach kannst du abflammen, wenn du anstatt der Siebdruckplatte ebenfalls eine Fichtenholzplatte verwendest.
Eingangsloch bohren
Nimm eines der 30 × 30 cm großen Bretter und markiere mit dem Bleistift die Mitte. Zeichne anschließend die Position des Bohrlochs ein – etwa 10 cm unterhalb der Oberkante. Mit einem Rundbohraufsatz oder Forstnerbohrer bohrst du ein Loch von 39–41 mm Durchmesser. Schleife abstehende Fasern am Bohrloch mit Schleifpapier glatt.
Tipp zum Bohren
Lege ein Stück Restholz unter das Brett, in das du bohren möchtest, und presse beide Bretter fest aufeinander. So verhinderst du, dass die Unterseite des Brettes ausreißt, sobald der Bohrer durchstößt. Bohre langsam und gleichmäßig – mit leichtem Druck und mit moderater Drehzahl.

Zusammenbauen des Hummelkastens
Kommen wir jetzt zum eigentlichen Schritt, dem Zusammenbauen des Hummelkastens. 😅
Lege die Bodenplatte (30 × 26 cm) auf deine Arbeitsfläche und stelle dir das Brett parat, in das du gerade das Loch gebohrt hast. Das Brett klebst du jetzt mit dem wasserfesten Leim stirnseitig auf die Bodenplatte (an eine der beiden langen Seiten). Richte es exakt aus, es darf links oder rechts nicht überstehen. Mit zwei Schraubzwingen fixierst und presst du die beiden Bretter zusammen.
Anschließend verschraubst du die beiden Teile mit zwei Schrauben.


Wichtig
Du musst die Löcher mit einem Holzbohrer vorbohren, da sonst das Holz unter Garantie reißen/springen wird. Wir sprechen aus Erfahrung. 🤣

Mit den beiden Seitenteilen und der Rückseite verfährst du jetzt identisch (kleben und verschrauben). Wenn du einen Winkelspanner hast, kannst du diesen verwenden, um die Teile auszurichten. Das macht es deutlich einfacher, vor allem wenn man alleine arbeitet.


Luftöffnungen bohren
Damit es den Hummeln im Hochsommer nicht zu heiß wird und stets frische Luft zirkulieren kann, benötigt der Hummelkasten eine Belüftung. Bohre dazu in die Rückwand zwei Löcher – mit demselben Bohraufsatz, den du auch für das Einflugloch verwendet hast. Achte darauf, dass beide Löcher im oberen Bereich liegen. Alternativ kannst du auch, so wie wir, eine rechteckige Fläche mit der Stichsäge in die Rückwand sägen, die Form ist nicht entscheidend.

Diese Lüftungslöcher musst du nun sichern, damit keine unerwünschten Besucher – wie die Wachsmotte – in den Hummelkasten gelangen. Auch hier haben wir wieder zwei Möglichkeiten für dich:
Option 1: Ihr verwendet ein feinmaschiges Netz (z. B. Mückengitter), das ihr von innen an den Kasten klebt.
Option 2: Ein rostfreies Blech mit Lochbohrungen – für diese Variante haben wir uns entschieden. Dafür haben wir zwei Bleche in einen Rahmen eingespannt, den wir mit dem 3D-Drucker hergestellt und in die Rückwand eingelassen haben. Vielleicht verfassen wir dazu zu einem anderen Zeitpunkt noch einen eigenen Artikel 😅.
Natürlich könnt ihr die Metallbleche auch einfach zuschneiden und von innen sowie außen mit Kleber befestigen.



3. Vorbau mit Hummelklappe anlegen
Der Vorbau ist ein zentrales Element deines Hummelkastens. Er dient den Hummeln als Ein- und Ausgang und schützt dank einer speziellen Klappe vor dem Eindringen von Wachsmotten – Schädlingen, die sonst das gesamte Nest zerstören könnten. Wie genau diese Wachsmottenklappe funktioniert, erklären wir ausführlich in diesem Artikel.
Für den Vorbau können wir dir wieder mehrere Optionen anbieten, die wie folgt sind:
Option 1 – kaufen: Auf Plattformen wie Etsy, Amazon oder eBay findest du zahlreiche Anbieter, die den Vorbau inklusive Wachsmottenklappe anbieten. Je nach Modell liegen die Preise zwischen 10 und 30 €.
Option 2 – mit 3D-Druck selbst herstellen: Hast du einen 3D-Drucker – oder planst, dir einen zuzulegen –, kannst du Vorbau und Klappe einfach selbst drucken. In unserem Artikel 3D-Druck: Hummelklappenvorbau mit Wachsmottenklappe stellen wir dir die passenden Druckdateien kostenlos zur Verfügung.



Option 3 – aus Holz selbst bauen: Als letzte Variante 😅 erklären wir dir im nächsten Abschnitt, wie du den Vorbau selbst anfertigen kannst. Die Klappe musst du dennoch kaufen (siehe Anbieter Option 1).
Material für Vorbau
- 3-Schicht-Fichtenplatten, ca. 2 cm dick
- Anflugbrett: 16 × 6 cm
- Dach & Rückwand: je 7 × 6 cm
- Vorderwand (angeschrägt): 9,5 × 6 cm
- Seitenwand/-klappe: 11,7 × 8,5 × 7,8 × 9,5 cm
- Scharniere, Schrauben, gerader Schraubhaken/L-Haken,
- fertige Hummelklappe aus Plexiglas

Schraube die einzelnen Holzteile nach Skizze zusammen und setze die Seitenklappe mit Scharnieren ein. Achte darauf, dass Dach und Vorderbrett leicht abgeschrägt sind. So schließt die Vorderwand bündig ab und kann trotzdem schräg stehen. Unten im Vorbau bekommt der Schraubhaken seinen Platz (damit kannst du die Holzklappe arretieren). Wenn alles sitzt, montierst du den Vorbau bündig am Hauptkasten – am besten von innen verschrauben, dann sieht’s ordentlich aus.
4. Kasteninneres gestalten und Dach anbringen
- Boden vorbereiten
Leg zuerst eine Schicht Kleintierstreu oder Sägespäne in den Kasten. Darüber gibst du eine Mischung aus trockenem, zerbröseltem Laub, Gräsern und Moos – das hilft, Feuchtigkeit optimal abzutransportieren. - Pappkarton einbauen
Schneide ein Loch in den Karton, durch das später die Eingangsröhre geschoben wird. Im oberen Drittel solltest du viele kleine Luftlöcher (ca. 3 mm Ø) einbringen – für den nötigen Luftaustausch. Stell den Karton ohne Boden mittig auf die Bodenfüllung und rüttle ihn leicht, damit er sich sicher ins Material einbettet. - Nestmaterial hineinlegen
Füll den Karton locker mit einer Handvoll Kapok – das sorgt für Kuscheligkeit und Isolierung. - Eingangsröhre positionieren
Schiebe die Rohrisolierung oder den Spiralschlauch von außen durch das Loch in den Karton – innen sollte das Ende etwa 1,5 cm hineinragen, während es außen bündig mit dem montierten Hummel-Vorbau abschließt. Forme am inneren Ende des Rohrs eine kleine Mulde (ca. 5 cm Ø) ins Kapok, damit sich die Hummeln dort gemütlich einrichten können. - Karton sichern
Verschließe den Karton und beschwere ihn – etwa mit einem flachen Stein –, damit nichts verrutscht.

Tipp: Die Kartonmaße sind als Richtwerte gedacht. Wenn du andere Größen benötigst – einfach anpassen!
5. Richtiger Ort und Zeitpunkt für ein Hummelhaus
Die meisten heimischen Hummelarten bauen ihr Nest unter der Erde – oft in alten Mäuselöchern. Ein Hummelnistkasten ist also der Versuch, diesen natürlichen Lebensraum möglichst gut nachzuahmen und den Tieren eine sichere Alternative zu bieten.
- Der richtige Platz fürs Hummelhaus
Such dir einen schattigen, regengeschützten Standort aus – idealerweise in der Nähe von blühenden Pflanzen. Stell das Häuschen leicht erhöht auf, zum Beispiel auf ein paar alte Ziegelsteine, und achte darauf, dass die Hummeln einen freien Anflugweg haben. - Wann aufstellen?
Am besten bereitest du das Hummelhaus schon im späten Winter oder frühen Frühjahr vor – also ab Februar. Denn ab März sind die ersten Hummelköniginnen unterwegs und auf der Suche nach einem Nistplatz. - Und danach?
Im Herbst kannst du das Hummelhaus reinigen und das Nistmaterial austauschen – so ist es bereit für die nächste Saison. - Ein bisschen Geduld gehört dazu.
Nicht jede Hummel nimmt das Häuschen sofort an. Aber je naturnaher und blütenreicher dein Garten ist, desto größer die Chance auf summende Gäste. Wildblumen, Kräuter und ungemähte Ecken sind dabei echte Hummelmagnete!

6. Tipps für den hummelfreundlichen Garten
Ein Hummelhaus alleine reicht nicht. Ohne genug Blüten werden sich Hummeln nicht ansiedeln.
- Viele Wildblumen pflanzen
- Auf Pestizide verzichten
- Strukturreiche Gartenbereiche schaffen
- Wilde Ecken zulassen
In unserem Artikel „Lebensraum statt Rasen: So wird dein Garten naturnah und biologisch vielfältig“ findest du konkrete Umsetzungsbeispiele.

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