Nach unserer erfolgreichen Auszeichnung als vogelfreundlicher Garten im letzten Jahr haben wir beschlossen, den nächsten Schritt zu gehen: Die Zertifizierung unseres Gartens als „Bayern blüht – Naturgarten“. Dieses Projekt liegt uns besonders am Herzen, da es nicht nur die ökologische Vielfalt fördert, sondern auch ein sichtbares Zeichen für nachhaltiges Gärtnern setzt. In diesem Artikel teilen wir unsere Erfahrungen und geben dir alle wichtigen Informationen, wie du deinen Garten zertifizieren lassen kannst.
Falls du unseren Artikel zur vogelfreundlichen Garten-Zertifizierung noch nicht gelesen hast, findest du ihn hier: Auszeichnung vogelfreundlicher Garten: So werdet ihr zertifiziert
Inhaltsverzeichnis

1. Was ist die „Bayern blüht – Naturgarten“ Zertifizierung?
Die Initiative „Bayern blüht – Naturgarten“ (Link leitet zur bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau weiter) wurde ins Leben gerufen, um naturnah gestaltete Gärten zu fördern und auszuzeichnen. Ziel ist es, die Biodiversität zu erhöhen und Lebensräume für heimische Pflanzen und Tiere zu schaffen. Gärten, die bestimmte ökologische Kriterien erfüllen, erhalten eine Plakette, die am Gartenzaun angebracht werden kann – ein sichtbares Zeichen für nachhaltiges Gärtnern 🥳.

2. Kernkriterien für die Zertifizierung
Um die Plakette zu erhalten, müssen folgende vier Kernkriterien erfüllt sein (Muss-Kriterien):
- Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel: Statt synthetischer Pestizide kommen mechanische, biologische und vorbeugende Maßnahmen zum Einsatz. Dazu zählen u.a. Mischkulturen, Standortwahl, robuste Sorten, Leimringe (Hinweis: Das ist ein Ausschlusskriterium beim LBV-Projekt Vogelfreundlicher Garten), Schutznetze, Nützlingsförderung (z. B. Florfliegen, Marienkäfer), und das gezielte Absammeln von Schädlingen.
- Verzicht auf chemisch-synthetische Dünger: Im Naturgarten werden ausschließlich organische Düngemittel wie Kompost, Stallmist, Hornspäne, Gründüngung, Gesteinsmehle oder Brennnesseljauche verwendet. Diese sorgen für einen lebendigen Boden und schützen unser Grundwasser.
- Verzicht auf Torf: Zum Schutz der Moore und des Klimas ist die Verwendung torfhaltiger Substrate verboten. Stattdessen kommen hochwertige torffreie Erden zum Einsatz. Auch auf torfhaltige Anzuchterden ist zu achten.
- Hohe ökologische Vielfalt: Die Förderung einer vielfältigen Flora und Fauna ist ein zentrales Ziel im Naturgarten. Dabei geht es nicht nur um eine bunte Pflanzenmischung, sondern um den gezielten Aufbau eines stabilen, artenreichen Ökosystems. Ein solcher Garten bietet zahlreichen heimischen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum, Nahrung und Rückzugsorte. Um diese Vielfalt zu erreichen, werden gezielt heimische, standortgerechte Pflanzen eingesetzt, die optimal an die lokalen Bedingungen angepasst sind und ein wertvolles Nahrungsangebot für Insekten, Vögel und andere Tiere darstellen.
Diese Kriterien sind verpflichtend und bilden die Grundlage für die Zertifizierung.

Wasser als Lebensspender im Naturgarten
Ein naturnaher Garten profitiert enorm von Wasserstellen – selbst kleine Teiche bieten wertvolle Lebensräume für Insekten, Amphibien und Vögel. Schon mit wenig Platz lässt sich viel bewirken:
- Mini-Teich im Weinfass anlegen – Schritt für Schritt erklärt
- Mini-Teich mit Teichsteg bauen – für mehr Natur im Garten
- Bienentränke: So baust du ein selbstreinigendes Mini-Biotop für Bienen & Insekten
Tipp: Auch eine flache Schale mit Wasser hilft Insekten in Trockenzeiten – regelmäßig auffüllen nicht vergessen!
3. Zusätzliche Kann-Kriterien
Neben den verpflichtenden Kernkriterien gibt es eine Reihe von ergänzenden Maßnahmen, die zwar nicht zwingend für die Zertifizierung erforderlich, aber ausdrücklich empfehlenswert sind. Sie tragen dazu bei, den Naturgarten noch artenreicher, ressourcenschonender und ökologisch wertvoller zu gestalten. Je mehr dieser Kann-Kriterien umgesetzt werden, desto größer ist der ökologische Nutzen des Gartens.
- Holz- und Reisighaufen: Aufgeschichtete Äste, Zweige oder Wurzelstöcke bieten wichtigen Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren. Igel nutzen sie als Winterquartier, Vögel finden dort Nistmaterial, und Insekten wie Käfer oder Wildbienen profitieren vom Totholz als Brut- und Überwinterungsstätte. Ein gut platzierter Haufen in einer ruhigen Ecke des Gartens kann ein echter Hotspot der Artenvielfalt sein.
- Extensive Wiesenbereiche: Wiesen, die nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden (idealerweise im Juni und September), fördern eine große Vielfalt an Wildkräutern und Blütenpflanzen. Sie bieten Nahrung für Bestäuber wie Wildbienen und Schmetterlinge und tragen zur langfristigen Erhaltung seltener Pflanzenarten bei. Wichtig ist dabei, das Mähgut abzutragen, damit die Fläche nicht zu nährstoffreich wird.
- „Wilde Ecken“: Nicht jede Fläche im Garten muss ordentlich und gepflegt aussehen. Bereiche, in denen die Natur sich frei entwickeln darf – etwa mit hohen Gräsern, Brennnesseln oder Laubhaufen – sind ökologisch besonders wertvoll. Sie bieten Rückzugsräume für Tiere, dienen als Überwinterungsplätze und fördern die Selbstregulation des Gartenökosystems.


- Zulassen von Wildkräutern: Pflanzen wie Gänseblümchen, Löwenzahn, Vogelmiere oder Wegerich werden oft als „Unkraut“ betrachtet, sind aber wichtige Nahrungsquellen für viele Insekten und oft auch Heil- oder Küchenkräuter. Ihre gezielte Duldung – insbesondere auf Wegen, in Rasenflächen oder an Beeträndern – unterstützt die ökologische Vielfalt.
- Kreislaufwirtschaft im Garten: Ein Naturgarten funktioniert im Idealfall im geschlossenen Kreislauf. Durch Kompostierung von Garten- und Küchenabfällen entsteht wertvoller Humus, der als natürlicher Dünger in die Beete zurückgeführt werden kann. So wird der Boden langfristig verbessert, Nährstoffe bleiben im Garten, und es entsteht weniger Abfall.
- Verwendung von Regenwasser: Das Sammeln und Nutzen von Regenwasser zur Bewässerung schont wertvolle Trinkwasserressourcen und spart Kosten. Ob über Regentonnen, Zisternen oder einfache Sammelbehälter – die Nutzung von Niederschlagswasser ist eine einfache, effektive Maßnahme für nachhaltiges Gärtnern. Auch nachträglich lässt sich ein Regensammler leicht installieren.


Je mehr dieser Kriterien erfüllt sind, desto besser steht es um die ökologische Qualität deines Gartens.
4. Anmeldung und Ablauf der Zertifizierung
Die Anmeldung zur Zertifizierung erfolgt in der Regel über den örtlichen Kreisverband für Gartenbau und Landespflege oder direkt über die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG). Nach der Anmeldung wird ein Termin für eine Gartenbegehung vereinbart, bei der geschulte Juroren deinen Garten anhand der genannten Kriterien bewerten. Nach erfolgreicher Prüfung erhältst du die Plakette und eine Urkunde 🏆.
FAQ zur Gartenzertifizierung findest du in diesem PDF.
5. Kosten der Zertifizierung
Die Kosten für die Zertifizierung variieren je nach Mitgliedschaft in einem Gartenbauverein:
- Mitglieder eines Gartenbauvereins: ca. 40 €
- Nichtmitglieder: ca. 80 €
Diese Gebühren decken die Aufwandsentschädigung für die Juroren und die Erstellung der Plakette und Urkunde.

Tipp: Mit einer Dachbegrünung kannst du zusätzlichen Lebensraum für Insekten schaffen. Wie du ein Gründach ganz einfach selbst anlegst, zeigen wir dir in unserem Schritt-für-Schritt-Ratgeber:
👉 Dachbegrünung DIY bei Biogarten Living
6. Fazit: Lohnt sich die Zertifizierung?
Definitiv! Die Zertifizierung ist nicht nur ein Ansporn, den eigenen Garten naturnah zu gestalten, sondern auch ein öffentliches Bekenntnis zu nachhaltigem Gärtnern. Sie fördert die Biodiversität und schafft Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Wenn du deinen Garten ökologisch gestalten möchtest, ist die „Bayern blüht – Naturgarten“ Zertifizierung tolles Ziel.
Für weitere Informationen und zur Anmeldung kannst du die offizielle Seite der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau besuchen: Gartenzertifizierung „Bayern blüht – Naturgarten“
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