Maulwürfe: Die unterschätzten Gartenhelden unter der Erde

Zuletzt aktualisiert: 14. November 2025

Wir kennen es alle: Irgendwann taucht über Nacht ein kleiner Erdberg im Rasen auf – und sofort beginnt das Rätselraten. Maulwurf? Wühlmaus? Sollte man etwas tun? Und warum eigentlich tauchen die Hügel genau jetzt auf?

Was viele vergessen: Ein Maulwurf ist kein Ärgernis. Er ist ein hochspezialisiertes, faszinierendes Wildtier, das unsere Böden belebt und Bodenökosysteme stabil hält. Seine Anwesenheit zeigt dir: Hier ist der Boden gesund, lebendig und voller Insektenvielfalt.

In diesem Artikel tauchen wir in die Welt der Maulwürfe ein – von ihrem einzigartigen Körperbau über ihre unglaublichen Bauwerke hin zu ihrem riesigen Nutzen für deinen Garten.

Inhaltsverzeichnis
  1. Was im Boden passiert, wenn ein Maulwurf einzieht
  2. Körperbau & Anpassungen: Ein echtes Grabwunder
  3. Sinneswelt: Sehen schlecht, spüren alles
  4. Die unterirdischen Tunnelsysteme
  5. Nahrung & Jagdtechnik: Immer hungrig
  6. Lebensrhythmus & Verhalten
  7. Fortpflanzung & Aufzucht
  8. Sind Maulwürfe nützlich oder schädlich?
  9. Mythen über Maulwürfe – und was wirklich stimmt
  10. Gesetzlicher Schutz: Das musst du wissen
  11. FAQ
Maulwurf taucht aus dem Boden auf, seine kleinen Augen sind kaum sichtbar und im Fell versteckt.
Der Europäische Maulwurf zeigt seine typischen Schaufelhände – perfekt zum Graben und ein echtes Erkennungsmerkmal der Art.

1. Was im Boden passiert, wenn ein Maulwurf einzieht

Maulwürfe gelten in vielen Gärten als Problem – aber dafür gibt es eigentlich keinen Grund. Ganz im Gegenteil: Ein Maulwurf ist einer der wichtigsten „Mitarbeiter“, die du im Garten haben kannst.

Warum?

Weil seine Arbeit das gesamte Ökosystem stärkt:

Der Boden wird natürlich gelockert

Durch seine Grabbewegungen mischt der Maulwurf die Erde ständig durch. Der Boden wird feinkrümelig, leichter und besser durchwurzelbar. Pflanzen profitieren davon, weil sie ihre Wurzeln einfacher ausbreiten können und schwere, verdichtete Bereiche aufbrechen.

Das Tunnelsystem verbessert die Bodenatmung und die Drainage

llustration eines Maulwurfhügels mit Pfeilen und Sauerstoffblasen, die die bessere Belüftung des Bodens darstellen.
Die Grabgänge des Maulwurfs verbessern die Belüftung und Drainage im Boden – ein natürlicher Beitrag für gesundes Bodenleben.

Seine weitverzweigten Gänge wirken wie ein unterirdisches Lüftungs- und Entwässerungsnetz. Über die Öffnungen und die poröse Struktur können Luft und Wasser viel leichter in tiefere Bodenschichten gelangen. Dadurch reguliert sich das Bodenklima – Staunässe nimmt ab, und die Mikroorganismen im Boden arbeiten aktiver.

Er frisst Schädlinge – besonders Engerlinge

Seine Speisekarte besteht zu einem großen Teil aus:

  • Engerlingen (z. B. Dickmaulrüssler, Maikäfer)
  • Schnakenlarven
  • Wurzel fressenden Käferlarven
  • Schnecken
  • Insektenlarven aller Art

Ein einziger Maulwurf frisst pro Jahr das Dreihundertfache seines eigenen Gewichts. Damit reduziert er viele der Tiere, die deinen Pflanzen schaden.

Maulwürfe verdrängen Wühlmäuse

Maulwürfe dulden keine Konkurrenz in ihren Gängen – und Wühlmäuse lieben es, fremde Tunnelsysteme mitzubenutzen. Aber Maulwürfe akzeptieren das nicht.

Sie treiben Wühlmäuse aktiv aus ihrem Revier.

Das ist ein riesiger Vorteil, denn Wühlmäuse fressen Wurzeln – Maulwürfe nicht.

Humusaufbau wird beschleunigt

Durch das Graben entsteht ein lockerer, gut durchlüfteter Boden. Genau solche Bedingungen fördern Regenwürmer und unzählige Bodenorganismen – und sie sind es, die letztlich den Humus aufbauen. Der Maulwurf schafft also die perfekte Umgebung für einen aktiven, fruchtbaren Boden.

Mehrere Regenwürmer in der Hand, als Zeichen für aktives Bodenleben.
Regenwürmer sind ein wichtiger Teil des Bodenlebens – und eine der Hauptnahrungsquellen des Maulwurfs.

2. Körperbau & Anpassungen: Ein echtes Grabwunder

Maulwürfe sind absolute Spezialisten – wirklich jedes Körperdetail ist auf das Leben im Boden ausgelegt.

Die Schaufelhände

Ihre nach außen gerichteten schaufelartigen Händen, sind extrem kräftig und ähneln der menschlichen Hand.

Damit können sie:

  • 30 cm pro Minute graben
  • 7 Meter Tunnel pro Stunde schaffen

Stabiler Körper – fast wie ein kleiner Panzer

Ihr Körper ist walzenförmig, kompakt und muskulös. Mehrere Halswirbel sind miteinander verwachsen, sodass der Kopf beim Graben nicht abknickt.

Fell ohne „Strich“

Das Fell ist dicht, kurz und lässt sich in alle Richtungen streichen.

Das verhindert:

  • Verheddern
  • Hängenbleiben
  • Erdklumpen im Fell

Viele Menschen sind überrascht, wie seidig Maulwurffell ist – kein Wunder, dass es früher sogar für Kleidung genutzt wurde. Doch sobald es verarbeitet war, verlor das Fell seine feine Struktur und wirkte matt und glanzlos.

Nase & Maul geschützt durch Falten

Während er gräbt, legt der Maulwurf schützende Hautfalten über Mund und Nase, und selbst die Ohren sind durch kleine Lappen abgeschirmt. So bleibt beim Buddeln alles sauber. Und obwohl man seine Ohren kaum sieht, hört er erstaunlich gut – laute Geräusche und Vibrationen dagegen mag er gar nicht.

3. Sinneswelt: Sehen schlecht, spüren alles

Maulwurf ragt aus der Erde und zeigt seine großen, schaufelartigen Vorderpfoten, die an menschliche Hände erinnern.
Die winzigen Augen des Maulwurfs liegen tief im Fell verborgen – wichtig für sein Leben unter der Erde.

Maulwürfe sind nicht blind – aber ihre Augen sind winzig und tief im Fell versteckt. Sie erkennen nur Hell und Dunkel.

Dafür sind andere Sinne fast schon übermenschlich.

Geruchssinn

Die rüsselförmige Nase ist ihr wichtigstes Sinnesorgan. Damit orten Maulwürfe Beute, erkennen Artgenossen und finden sich in ihrem Gangsystem zurecht.

Gehör: Fein abgestimmt auf Boden-Geräusche

Luftgetragene Geräusche nehmen Maulwürfe nur gedämpft wahr, dafür reagieren sie extrem sensibel auf Bodenerschütterungen. Über diese Vibrationen können sie Bewegungen im Erdreich sehr genau lokalisieren – und so Beute in ihrer Nähe aufspüren.

Tasthaare überall

Am Kopf, an den Schultern, sogar am Schwanz:

  • Sie spüren Luftströmungen
  • Sie erkennen Hindernisse
  • Sie lokalisieren die kleinsten Bewegungen

Vibrationserkennung

Maulwürfe jagen vor allem mit ihrer hochsensiblen Nase. Über feine Geruchsspuren finden sie Regenwürmer und Larven im Boden. Bewegungen und Vibrationen spüren sie zusätzlich – so können sie einschätzen, wo sich die Beute gerade befindet.

4. Die unterirdischen Tunnelsysteme

Illustration eines Maulwurftunnelsystems im Boden mit Detailaufnahme einer maulwurfstypischen Grabpfote.
Unter der Erde legt der Maulwurf weit verzweigte Tunnel an – oft bis zu mehrere Meter am Tag, unterstützt durch seine kräftigen Grabpfoten.

Ein Maulwurf lebt in einem eigenen, riesigen Bauwerk – manche Systeme sind so komplex wie U-Bahn-Netze.

Wie groß ist das Revier?

Bis zu 2.000 Quadratmeter – je nach Boden und Nahrungsangebot.

Wie tief graben Maulwürfe?

Die meisten Gänge liegen zwischen 10 und 50 cm tief.

Einige Haupttunnel aber auch bis zu 1 Meter.

Das System besteht aus mehreren Ebenen und Räumen:

  • Jagdwege – die meistgenutzten Routen
  • Wohnkessel – mit Laub und Geäst ausgepolstert
  • Nestkammer – warm, geschützt, größer
  • Vorratskammer – gefüllt mit frischen Regenwürmern und Co.
  • Belüftungsschächte – alle paar Meter

Warum entstehen die Hügel?

Einfach gesagt: Unter der Erde ist kein Platz für den Aushub.

Also schiebt der Maulwurf die Erde nach oben.

5. Nahrung & Jagdtechnik: Immer hungrig

Maulwürfe sind Insektenfresser – und ihr Stoffwechsel läuft auf Hochtouren.

Ihr Energiebedarf ist enorm

Ein Maulwurf muss alle paar Stunden fressen, sonst verhungert er nach 10–24 Stunden.

Was steht auf dem Speiseplan?

So gut wie alles, was im Boden lebt:

  • Regenwürmer
  • Engerlinge
  • Raupen
  • Käferlarven
  • Tausendfüßer
  • Spinnen
  • Schnecken
  • sogar kleine Amphibien, wenn es sich ergibt

Beute wird lebend gelagert

In Vorratskammern hält er Regenwürmer frisch, indem er ihnen den Kopf abbeißt. Die Regenwürmer leben so noch eine ganze Weile weiter.

Das klingt brutal, sichert dem Maulwurf allerdings frische Futterreserven.

6. Lebensrhythmus & Verhalten

Maulwürfe schlafen nicht lange

Ihr Tag besteht aus 3–4 Aktivitätsphasen:

  • 4–5 Stunden aktiv (graben/jagen/fressen)
  • 2–3 Stunden schlafen
  • wiederholen

Sie sind tag- und nachtaktiv – immer im Wechselrhythmus.

Einzelgänger

Maulwürfe leben allein. Ihre Reviere sind klar markiert und Begegnungen mit Artgenossen sind selten – wenn sie auftreten, können sie aggressiv verlaufen.

7. Fortpflanzung & Aufzucht

Paarungszeit: Frühling

Nur in dieser Zeit tolerieren Maulwürfe kurzzeitig Artgenossen.

Paarung findet oberirdisch statt

Während der Paarungszeit wandern die Männchen aktiv durch die Reviere der Weibchen und treffen dabei gelegentlich auf Konkurrenten. Kommt es zu Begegnungen, wird gekämpft – der stärkere Maulwurf setzt sich durch und darf sich fortpflanzen. Die Paarung selbst findet meist nachts und oberirdisch statt, damit die Tiere besser vor Fuchs, Greifvögeln oder anderen Räubern geschützt sind.

Nachwuchs

  • Tragzeit: ca. 4 Wochen
  • Wurfgröße: 2–5 Jungtiere
  • Felllos, blind, hilflos
  • mit 6 Wochen selbstständig

Das Männchen kümmert sich nicht – das Weibchen schafft alles allein.

8. Sind Maulwürfe nützlich oder schädlich?

Mehrere frische Maulwurfhügel auf einer Wiese, die den Aushub des unterirdischen Tunnelsystems zeigen.
Maulwurfhügel entstehen, weil der Aushub unterirdisch keinen Platz hat – der Maulwurf schiebt die Erde einfach nach oben.

Ganz klar: zu 100 % nützlich.

Sie fressen keine Pflanzen, zerstören keine Wurzeln, richten keine bleibenden Schäden an.

Ihr einziger „Nachteil“ sind die Hügel – und selbst die liefern perfekte, feine Aussaaterde.

In naturnahen Gärten sind Maulwürfe echte Ökosystem-Verbesserer.

9. Mythen über Maulwürfe – und was wirklich stimmt

Illustration eines schlafenden Maulwurfs in einer Erdhöhle, der sich im Winter in tiefere Bodenschichten zurückzieht.
Maulwürfe halten keinen Winterschlaf – sie graben sich einfach in tiefere, wärmere Bodenschichten.
MythosFakt
„Maulwürfe zerstören den Rasen.“Sie belüften und lockern den Boden – langfristig ein Vorteil.
„Sie fressen Wurzeln.“Sie fressen ausschließlich Tiere.
„Maulwürfe sind blind.“Sie sehen hell und dunkel und orten Beute über den Geruchssinn und Vibrationen.

10. Gesetzlicher Schutz: Das musst du wissen

Maulwürfe stehen unter strengem Schutz – deshalb sind Fallen, Gift oder andere harte Maßnahmen verboten. Erlaubt sind nur sanfte Methoden wie Barrieren oder leichte Duft- und Vibrationsreize. Am sinnvollsten ist es jedoch, die Tiere einfach zu tolerieren und ihre vielen positiven Effekte auf den Boden zu nutzen.

Zusammengefasst: Du darfst sie …

  • nicht fangen oder verletzen
  • nicht töten
  • nicht „umsiedeln“ und keine Fallen einsetzen

11. FAQ

Sind Maulwürfe im Garten ein schlechtes Zeichen?

Nein – sie zeigen dir, dass der Boden gesund und voller Leben ist.

Wohin verschwinden Maulwürfe im Winter?

Sie bleiben aktiv, verlagern aber ihre Gänge tiefer.

Kann ich die Erde von Maulwurfhügeln nutzen?

Ja! Die Erde ist superfein und perfekt für die Anzucht von Pflanzen.

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