Du hast Samen ausgesät, gut gegossen – und trotzdem passiert… nichts? Keine Sorge, oft liegt das nicht an dir, sondern an den besonderen Keim-Bedürfnissen der Pflanzen.
Viele Pflanzen brauchen ganz bestimmte Bedingungen, um zu keimen: Manche lieben Dunkelheit, andere Licht. Manche brauchen es warm, andere sogar richtig kalt. Klingt kompliziert? Keine Sorge, wir bringen Licht ins Dunkel der Keimtypen 😅!
Du möchtest direkt loslegen? Dann wirf auch einen Blick auf unsere Artikel über heimische Pflanzen für den Naturgarten.
Inhaltsverzeichnis

1. Was bedeutet eigentlich keimen?
Bevor eine Pflanze wachsen kann, muss der Samen erst einmal „aufwachen“. Dieser Start ins Pflanzenleben nennt sich Keimung – und dabei sind Temperatur, Feuchtigkeit und Lichtverhältnisse entscheidend. Wenn du die richtigen Keimbedingungen für deine Pflanzen kennst, wird aus deinem Saatgut mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit eine kräftige Jungpflanze.
2. Lichtkeimer
Hell muss es sein
Photosynthese kennst du bestimmt: Dabei verwandeln Pflanzen Licht, Wasser und CO₂ aus der Luft in Zucker – und geben dabei Sauerstoff ab. Aber hast du schon mal was von Photomorphogenese gehört? Dabei geht’s um den Prozess, der Lichtkeimer überhaupt zum Keimen bringt. Ihre Samen enthalten sogenannte Phytochrome – das sind spezielle Eiweißstoffe, die auf Lichtreize reagieren und so den Keimvorgang starten. Ziemlich beeindruckend, oder?

Für dich heißt das: Diese Samen dürfen auf keinen Fall mit Erde bedeckt werden. Sie brauchen Licht, um zu „merken“, dass es Zeit ist, loszulegen.
So klappt’s mit Lichtkeimern:
- Streue die Samen einfach auf die Erde.
- Drück sie vorsichtig an, damit sie guten Bodenkontakt haben.
- Gieß am besten vorsichtig mit einem Wasserzerstäuber – so bleiben die feinen Samen an Ort und Stelle und werden nicht versehentlich mit Erde zugedeckt.

Typische Lichtkeimer:
Pflanze | Bemerkung |
---|---|
Kresse | Sehr feiner Samen, extrem lichtbedürftig |
Kopfsalat | Keimhemmung bei Dunkelheit oder zu hoher Temperatur |
Basilikum | Braucht Licht und gleichmäßige Feuchte |
Kamille | Typischer Lichtkeimer, sehr feiner Samen |
Dill | Lichtbedürftig, aber empfindlich gegen Austrocknung |
Löwenmäulchen | Zierpflanze, keimt nur bei Licht |
3. Dunkelkeimer
Lieber unter die Erde
Dunkelkeimer brauchen – wie der Name schon sagt – kein Licht zum Keimen. Im Gegenteil: Zu viel Licht kann sie sogar daran hindern.
Aber jetzt wird’s spannend: Es geht dabei um das kurzwellige Licht, das wir Menschen mit unseren Augen wahrnehmen. Pflanzen reagieren aber auch auf langwelliges Licht, das für uns unsichtbar ist. Und genau dieses Licht könnte – so vermuten Forschende – bei Dunkelkeimern den entscheidenden Impuls zum Keimen geben.

Was bedeutet das jetzt praktisch für dich?
👉 Bedecke die Samen mit Erde, damit sie vor Licht geschützt sind. Aber: Stell die Töpfe trotzdem an einen hellen Ort – nur eben ohne direkte Sonne. So bekommen die Samen genau die Reize, die sie brauchen. Und sobald der Keimling durchbricht, freut er sich ohnehin über Licht zum Wachsen.
So klappt’s mit Dunkelkeimern:
- Samen etwa doppelt so tief einpflanzen, wie sie groß sind
- Erde feucht, aber nicht zu nass halten
- Töpfe an einen hellen, aber nicht sonnigen Ort stellen
Typische Dunkelkeimer:
Pflanze | Bemerkung |
---|---|
Bohnen | Müssen 3–5 cm tief gesät werden |
Erbsen | Keimen bei Dunkelheit besser, lichtempfindlich |
Zucchini | Helles Licht hemmt den Keimprozess – deshalb gilt: 2–3 cm tief säen. |
Kürbis | Ebenfalls Dunkelkeimer, Erde gut anfeuchten |
Sonnenblume | Keimt schlecht bei Licht – 2–3 cm tiefe Saat |
Rote Bete | Licht hemmt Keimung, 1–2 cm tiefe Saat empfohlen |
4. Kaltkeimer
Keimstopp bis zum Frost
Wenn im Winter alles ruht, stehen Kaltkeimer schon in den Startlöchern. Diese Samen brauchen nämlich erst mal eine ordentliche Portion Kälte, um überhaupt keimfähig zu werden.
Warum das so ist? In ihrem Inneren sitzen natürliche Hemmstoffe – allen voran das Pflanzenhormon Abscisinsäure. Es sorgt dafür, dass der Samen im Herbst nicht zu früh austreibt – denn junge Keimlinge würden den Winterfrost nicht überleben.


Erst durch anhaltende Kälte wird dieser Hemmstoff langsam abgebaut. Genau dieser Kältereiz weckt den Samen schließlich aus seiner Keimruhe – und macht ihn bereit fürs Frühjahr.
So klappt’s mit Kaltkeimern:
- Säe am besten schon im Herbst aus – dann übernimmt der Winter ganz natürlich den nötigen Kältereiz.
- Alternativ kannst du die Töpfe ab Januar für mindestens vier Wochen ins Freie oder in den Kühlschrank stellen.
- Achte darauf, dass die Temperatur dabei dauerhaft unter 5 °C bleibt.
- Und ganz wichtig: Halte die Erde gleichmäßig feucht, damit die Samen nicht austrocknen, bevor sie überhaupt loslegen können.
👉 Du willst Kaltkeimer im Sommer zum Keimen bringen?
Dann schau mal hier rein: Stratifizierung im Kühlschrank
Typische Kaltkeimer:
- Bärlauch
- Akelei
- Arnika
- Schlüsselblume
- Pfingstrose
- Enzian
5. Warmkeimer
Ohne Wärme läuft hier nichts
Alles, was kein Kaltkeimer ist, zählt automatisch zu den Warmkeimern. Klingt einfach – ist es aber nicht ganz 😅. Denn: Warmkeimer keimen nicht alle bei derselben Temperatur.

Einige starten schon bei 5 bis 10 Grad, andere lassen sich deutlich mehr Zeit und warten auf echte Frühlingstemperaturen. Manche – wie Paprika oder Tomate – wollen es sogar richtig kuschelig und legen erst ab über 20 Grad los.
So klappt’s mit Warmkeimern:
- Aussaat erst, wenn die passende Keimtemperatur erreicht ist (siehe Angaben auf dem Samentütchen).
- Vorkultur drinnen: Fensterbank, Mini-Gewächshaus oder Anzuchtstation mit Heizmatte
- Erde feucht halten, aber Staunässe vermeiden
👉 So stellst du sicher, dass deine Samen auch wirklich loslegen – statt wochenlang auf den Startschuss zu warten.
Typische Warmkeimer
Pflanze | Bemerkung |
---|---|
Tomate | Optimale Keimtemperatur: 22–28 °C |
Paprika | Braucht 24–28 °C – sonst sehr langsame Keimung |
Gurke | Keimt bei 25–30 °C besonders gut |
Kürbis | Auch ein Warmkeimer (obwohl Dunkelkeimer!) |
Basilikum | Doppelrolle: Licht- & Warmkeimer |
Zucchini | Wie Kürbis: warm & dunkel keimend |
💡 Unser Tipp zur Bestimmung:
Wenn du dir mal unsicher bist, ob ein Samen Licht oder Dunkelheit braucht – schau dir einfach seine Größe an. Kleine und leichte Samen sind meist Lichtkeimer.
Warum? Ganz einfach: Sie enthalten nur wenig Energie. Würdest du sie mit Erde bedecken, hätte der Keimling oft nicht genug Kraft, um bis an die Oberfläche zu wachsen. Deshalb brauchen sie Licht – und bleiben besser obenauf.


Schreibe einen Kommentar