Wie Samen keimen – so klappt’s mit Dunkel-, Licht-, Kalt- und Warmkeimern

Zuletzt aktualisiert: 6. August 2025

Du hast Samen ausgesät, gut gegossen – und trotzdem passiert… nichts? Keine Sorge, oft liegt das nicht an dir, sondern an den besonderen Keim-Bedürfnissen der Pflanzen.

Viele Pflanzen brauchen ganz bestimmte Bedingungen, um zu keimen: Manche lieben Dunkelheit, andere Licht. Manche brauchen es warm, andere sogar richtig kalt. Klingt kompliziert? Keine Sorge, wir bringen Licht ins Dunkel der Keimtypen 😅!

Du möchtest direkt loslegen? Dann wirf auch einen Blick auf unsere Artikel über heimische Pflanzen für den Naturgarten.

Inhaltsverzeichnis
  1. Was bedeutet eigentlich keimen?
  2. Lichtkeimer – bitte nicht vergraben
  3. Dunkelkeimer – mit Erddecke keimt’s besser
  4. Kaltkeimer – frostige Zeiten erwünscht
  5. Warmkeimer – je wärmer, desto besser
Junge Tomatenpflanzen in kleinen Töpfen bei der Vorkultur auf einem Holztablett im Gras
Tomaten zählen zu den Warmkeimern – bei der Anzucht ist eine konstant warme Umgebung entscheidend für den Keimerfolg.

1. Was bedeutet eigentlich keimen?

Bevor eine Pflanze wachsen kann, muss der Samen erst einmal „aufwachen“. Dieser Start ins Pflanzenleben nennt sich Keimung – und dabei sind Temperatur, Feuchtigkeit und Lichtverhältnisse entscheidend. Wenn du die richtigen Keimbedingungen für deine Pflanzen kennst, wird aus deinem Saatgut mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit eine kräftige Jungpflanze.

2. Lichtkeimer

Hell muss es sein

Photosynthese kennst du bestimmt: Dabei verwandeln Pflanzen Licht, Wasser und CO₂ aus der Luft in Zucker – und geben dabei Sauerstoff ab. Aber hast du schon mal was von Photomorphogenese gehört? Dabei geht’s um den Prozess, der Lichtkeimer überhaupt zum Keimen bringt. Ihre Samen enthalten sogenannte Phytochrome – das sind spezielle Eiweißstoffe, die auf Lichtreize reagieren und so den Keimvorgang starten. Ziemlich beeindruckend, oder?

Orangefarbene Mohnblume mit Hummel im Zentrum bei Sonnenschein
Mohn gehört zu den typischen Lichtkeimern – die winzigen Samen keimen nur, wenn sie Licht abbekommen.

Für dich heißt das: Diese Samen dürfen auf keinen Fall mit Erde bedeckt werden. Sie brauchen Licht, um zu „merken“, dass es Zeit ist, loszulegen.

So klappt’s mit Lichtkeimern:

  • Streue die Samen einfach auf die Erde.
  • Drück sie vorsichtig an, damit sie guten Bodenkontakt haben.
  • Gieß am besten vorsichtig mit einem Wasserzerstäuber – so bleiben die feinen Samen an Ort und Stelle und werden nicht versehentlich mit Erde zugedeckt.
Thai-Basilikum in Blüte mit lila Stängeln und grünen Blättern im Topf
Basilikum ist ein empfindlicher Lichtkeimer – für die Aussaat gilt: aufstreuen, nicht einbuddeln.

Typische Lichtkeimer:

PflanzeBemerkung
KresseSehr feiner Samen, extrem lichtbedürftig
KopfsalatKeimhemmung bei Dunkelheit oder zu hoher Temperatur
BasilikumBraucht Licht und gleichmäßige Feuchte
KamilleTypischer Lichtkeimer, sehr feiner Samen
DillLichtbedürftig, aber empfindlich gegen Austrocknung
LöwenmäulchenZierpflanze, keimt nur bei Licht

3. Dunkelkeimer

Lieber unter die Erde

Dunkelkeimer brauchen – wie der Name schon sagt – kein Licht zum Keimen. Im Gegenteil: Zu viel Licht kann sie sogar daran hindern.

Aber jetzt wird’s spannend: Es geht dabei um das kurzwellige Licht, das wir Menschen mit unseren Augen wahrnehmen. Pflanzen reagieren aber auch auf langwelliges Licht, das für uns unsichtbar ist. Und genau dieses Licht könnte – so vermuten Forschende – bei Dunkelkeimern den entscheidenden Impuls zum Keimen geben.

Reife Buschbohnen an der Pflanze mit grünen Blättern im Hintergrund
Buschbohnen gehören zu den Dunkelkeimern – sie entwickeln sich zuverlässig, wenn die Samen mit Erde bedeckt sind.

Was bedeutet das jetzt praktisch für dich?
👉 Bedecke die Samen mit Erde, damit sie vor Licht geschützt sind. Aber: Stell die Töpfe trotzdem an einen hellen Ort – nur eben ohne direkte Sonne. So bekommen die Samen genau die Reize, die sie brauchen. Und sobald der Keimling durchbricht, freut er sich ohnehin über Licht zum Wachsen.

So klappt’s mit Dunkelkeimern:

  • Samen etwa doppelt so tief einpflanzen, wie sie groß sind
  • Erde feucht, aber nicht zu nass halten
  • Töpfe an einen hellen, aber nicht sonnigen Ort stellen

Typische Dunkelkeimer:

PflanzeBemerkung
BohnenMüssen 3–5 cm tief gesät werden
ErbsenKeimen bei Dunkelheit besser, lichtempfindlich
ZucchiniHelles Licht hemmt den Keimprozess – deshalb gilt: 2–3 cm tief säen.
KürbisEbenfalls Dunkelkeimer, Erde gut anfeuchten
SonnenblumeKeimt schlecht bei Licht – 2–3 cm tiefe Saat
Rote BeteLicht hemmt Keimung, 1–2 cm tiefe Saat empfohlen

4. Kaltkeimer

Keimstopp bis zum Frost

Wenn im Winter alles ruht, stehen Kaltkeimer schon in den Startlöchern. Diese Samen brauchen nämlich erst mal eine ordentliche Portion Kälte, um überhaupt keimfähig zu werden.

Warum das so ist? In ihrem Inneren sitzen natürliche Hemmstoffe – allen voran das Pflanzenhormon Abscisinsäure. Es sorgt dafür, dass der Samen im Herbst nicht zu früh austreibt – denn junge Keimlinge würden den Winterfrost nicht überleben.

Blühender Apfelbaum mit zarten rosa-weißen Blüten im Frühling
Aus Samen gezogen, braucht der Apfel einen Kältereiz zum Keimen – wie viele Gehölze zählt er zu den Kaltkeimern.
Unreife grüne Kirschen an einem Ast mit großen Blättern
Auch Kirschbäume zählen zu den Kaltkeimern – sie brauchen eine Kälteperiode, bevor aus dem Samen eine Pflanze wird.

Erst durch anhaltende Kälte wird dieser Hemmstoff langsam abgebaut. Genau dieser Kältereiz weckt den Samen schließlich aus seiner Keimruhe – und macht ihn bereit fürs Frühjahr.

So klappt’s mit Kaltkeimern:

  • Säe am besten schon im Herbst aus – dann übernimmt der Winter ganz natürlich den nötigen Kältereiz.
  • Alternativ kannst du die Töpfe ab Januar für mindestens vier Wochen ins Freie oder in den Kühlschrank stellen.
  • Achte darauf, dass die Temperatur dabei dauerhaft unter 5 °C bleibt.
  • Und ganz wichtig: Halte die Erde gleichmäßig feucht, damit die Samen nicht austrocknen, bevor sie überhaupt loslegen können.

👉 Du willst Kaltkeimer im Sommer zum Keimen bringen?
Dann schau mal hier rein: Stratifizierung im Kühlschrank

Typische Kaltkeimer:

  • Bärlauch
  • Akelei
  • Arnika
  • Schlüsselblume
  • Pfingstrose
  • Enzian

5. Warmkeimer

Ohne Wärme läuft hier nichts

Alles, was kein Kaltkeimer ist, zählt automatisch zu den Warmkeimern. Klingt einfach – ist es aber nicht ganz 😅. Denn: Warmkeimer keimen nicht alle bei derselben Temperatur.

Grüne, unreife Tomaten an der Pflanze
Tomaten zählen zu den Warmkeimernbei der Anzucht ist eine konstant warme Umgebung entscheidend für den Keimerfolg.

Einige starten schon bei 5 bis 10 Grad, andere lassen sich deutlich mehr Zeit und warten auf echte Frühlingstemperaturen. Manche – wie Paprika oder Tomate – wollen es sogar richtig kuschelig und legen erst ab über 20 Grad los.

So klappt’s mit Warmkeimern:

  • Aussaat erst, wenn die passende Keimtemperatur erreicht ist (siehe Angaben auf dem Samentütchen).
  • Vorkultur drinnen: Fensterbank, Mini-Gewächshaus oder Anzuchtstation mit Heizmatte
  • Erde feucht halten, aber Staunässe vermeiden

👉 So stellst du sicher, dass deine Samen auch wirklich loslegen – statt wochenlang auf den Startschuss zu warten.

Typische Warmkeimer

PflanzeBemerkung
TomateOptimale Keimtemperatur: 22–28 °C
PaprikaBraucht 24–28 °C – sonst sehr langsame Keimung
GurkeKeimt bei 25–30 °C besonders gut
KürbisAuch ein Warmkeimer (obwohl Dunkelkeimer!)
BasilikumDoppelrolle: Licht- & Warmkeimer
ZucchiniWie Kürbis: warm & dunkel keimend

💡 Unser Tipp zur Bestimmung:

Wenn du dir mal unsicher bist, ob ein Samen Licht oder Dunkelheit braucht – schau dir einfach seine Größe an. Kleine und leichte Samen sind meist Lichtkeimer.

Warum? Ganz einfach: Sie enthalten nur wenig Energie. Würdest du sie mit Erde bedecken, hätte der Keimling oft nicht genug Kraft, um bis an die Oberfläche zu wachsen. Deshalb brauchen sie Licht – und bleiben besser obenauf.

Nahaufnahme einer pink-violetten Blüte des Balkan-Storchenschnabels
Viele Zierpflanzen wie der Balkan-Storchenschnabel sind Lichtkeimer – ihre feinen Samen sollten nicht mit Erde bedeckt werden.
Zwei weiße Krokusse blühen in der Frühlingssonne auf einer Wiese
Der Krokus zeigt: Kaltkeimer nutzen den Winter als Startschuss – sie blühen oft schon im zeitigen Frühjahr.

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