Kennst du das Problem, dass Erde manchmal zu dicht wird, Rasen schnell vertrocknet oder Kräuter im Beet an Staunässe leiden? Wir haben lange nach einer Lösung gesucht, die einfach, nachhaltig und leicht in der Praxis umzusetzen ist – und sind auf Perlite gestoßen.
Dieses kleine, weiße Granulat ist ein echtes Multitalent im Garten: Es speichert Wasser, lockert den Boden auf, verhindert Staunässe und ist sogar in der Hydroponik nutzbar. In diesem Artikel erfährst du alles, was du über Perlite wissen musst – von der Entstehung über die richtige Körnung hin zu ganz konkreten Anwendungstipps in Beet, Topf und Hochbeet.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Perlite?
- Herstellung & Eigenschaften
- Welche Körnung wird wofür eingesetzt?
- Perlite für Anzuchterden und Stecklinge
- Perlite zur Bodenverbesserung
- Perlite für Rasenflächen
- Perlite bei Baumpflanzungen
- Perlite im Kräuterbeet
- Perlite in Töpfen, im Hochbeet und bei Hydroponik
- Vor- und Nachteile von Perlite
- Nachhaltigkeit & Öko-Aspekte
1. Was ist Perlite?

Perlite ist ein natürliches Mineral vulkanischen Ursprungs. Es bildet sich, wenn saure Lava – also besonders kieselsäurereiche Lava – sehr schnell abkühlt und dabei vulkanisches Glas entsteht. Der entscheidende Unterschied zu Obsidian: Perlite enthält deutlich mehr Wasser (ca. 2–5 %). Dieses Wasser sorgt später dafür, dass das Gestein beim Erhitzen wie Popcorn „aufploppt“.
Die größten Vorkommen liegen heute in der Türkei, Griechenland und den USA. Weitere Lagerstätten finden sich unter anderem in Armenien, Ungarn, Mexiko oder Japan.
Perlite vs. Obsidian
Perlit und Obsidian gehören beide zur Familie der vulkanischen Gläser, unterscheiden sich aber deutlich: Während Obsidian fast kein Wasser enthält und dadurch schwarz, hart und scharfkantig ist, steckt im Perlit mehr gebundenes Wasser. Genau das sorgt dafür, dass es beim Erhitzen aufpoppt und zu dem leichten, weißen Granulat wird, das wir im Garten nutzen können.
Merkmal | Perlit | Obsidian |
---|---|---|
Wassergehalt | 2–5 % → „ploppt“ beim Erhitzen auf | < 1 % → bleibt kompakt |
Aussehen | weiß bis grau, später porös & leicht | meist schwarz, glänzend, glasartig |
Eigenschaften | offenporig, speichert Wasser, lockert Böden | sehr hart, spröde, scharfe Kanten |
Verwendung | Gartenbau, Substrat, Hydroponik | Werkzeuge (Steinzeit), Schmuck, Deko |
2. Herstellung & Eigenschaften
Damit du dir die Herstellung von Perlite besser vorstellen kannst: Das vulkanische Glas wird auf rund 1000 Grad Celsius erhitzt. Durch die enorme Hitze verdampft das im Gestein gebundene Wasser und lässt die Körner wie Popcorn aufploppen. Dabei vergrößert sich ihr Volumen auf das bis zu 20-Fache. Zurück bleibt ein extrem leichtes, offenporiges Granulat, das Wasser aufnehmen und wieder abgeben kann. In der Regel ist es weiß, manchmal schimmert es auch leicht grau.
Wichtige Eigenschaften des Minerals Perlite für den Garten:
- pH-neutral (zwischen 7 und 8)
- keimfrei & salzfrei
- speichert Wasser, ohne zu quellen
- gibt überschüssiges Wasser ab 👉 keine Staunässe
- formstabil (zersetzt sich nicht, bleibt dauerhaft wirksam)
- zugelassen für den ökologischen Landbau (FiBL-Liste)
3. Welche Körnung wird wofür eingesetzt?
Perlite gibt es in verschiedenen Körnungen. Je nach Größe ändern sich die Eigenschaften:
Körnung | Einsatzbereich | Besonderheiten |
---|---|---|
Fein (0,2–1 mm) | Anzuchterden, Stecklinge, Hydroponik | lockere Struktur, gute Wasserspeicherung |
Mittel (bis 6 mm) | Gartenboden, Gemüsebeete, Rasen, Gehölze | klassische Bodenverbesserung |
Grob (größer 6 mm) | Drainageschichten, große Töpfe, Bäume | hohe Stabilität, weniger Staunässe |
4. Perlite für Anzuchterden und Stecklinge

Wenn du Samen aussäst, darf die Erde nicht zu dicht sein. Mit ca. 20 % Perlite gemischt bleibt die Aussaaterde schön locker, die Keimlinge bekommen Luft und Staunässe wird vermieden.
Auch Stecklinge profitieren enorm: In einer Mischung aus Erde und Perlite (ebenfalls 20 % anteiliges Perlite) bilden sich schnell feine Wurzeln.
Tipp für Stecklinge
Du kannst Stecklinge auch direkt in reinem Perlite bewurzeln. Durch die lockere Struktur und gleichmäßige Feuchtigkeit klappt die Wurzelbildung oft noch besser als in Erde.
👉 Wichtig: Perlite enthält keine Nährstoffe. Setze die bewurzelten Pflänzchen deshalb nach kurzer Zeit in nährstoffhaltige Erde oder Substrat um.
5. Perlite zur Bodenverbesserung

Schwere Lehmböden sind für viele Pflanzen eine Herausforderung. Hier hilft Perlite gleich doppelt:
- lockert den Boden auf
- verbessert die Wasserdurchlässigkeit und sorgt dafür, dass Regen oder Gießwasser auch in tiefere Bodenschichten eindringen kann
- sorgt für bessere Durchlüftung
So machst du’s:
- ca. 10 Liter pro Quadratmeter gleichmäßig verteilen
- 10–15 cm tief einarbeiten
- bei Bedarf jährlich wiederholen
6. Perlite für Rasenflächen

Rasenflächen leiden oft unter Extremen: zu trocken oder zu nass. Perlite gleicht das aus.
- Normale Böden: Es reichen 5 Liter Perlite pro m²
- Sehr sandige, magere Böden: Verwende 10 Liter pro m²
Am besten streust du das Perlit gleichmäßig aus und arbeitest es mit einem Rechen oder Vertikutierer leicht in die Grasnarbe ein – so gelangt es dorthin, wo die Wurzeln am meisten profitieren.
👉 Ergebnis: gleichmäßiger Wasserhaushalt, weniger Trockenstress, bessere Wurzelbelüftung.
7. Perlite bei Baumpflanzungen

Gerade junge Bäume benötigen durchlässige Erde. Bei anspruchsvollen Arten wie Feigen oder Kirschen verhindert Perlite Staunässe im Pflanzloch.
So geht’s:
- 10 cm Perlite-Schicht als Drainage in das Pflanzloch geben
- Aushuberde 1:1 mit Perlite mischen
- Baum einsetzen und gut angießen
8. Perlite im Kräuterbeet
Mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Thymian oder Lavendel mögen es trocken und mager. Mit Perlite kannst du dein Kräuterbeet optimal vorbereiten und abmagern:
- Fülle in die untere Beetschicht 10 cm Perlite.
- Den restlichen Erdaushub 1:1 mit Perlite mischen.
So bleibt der Boden locker durchlässig und die Kräuter fühlen sich fast wie am Mittelmeer 😀.
9. Perlite in Töpfen, im Hochbeet und bei Hydroponik

Töpfe & Kübel
Organische Erde sackt mit der Zeit zusammen. Perlite wirkt dem entgegen:
- 20 % Perlite untermischen
- Erde bleibt länger locker
- Wasser verteilt sich gleichmäßig
- Absacken wird verhindert oder verzögert
Besonders bei großen Kübeln (z. B. für Heidelbeeren) ist Perlite praktisch: weniger Gewicht, bessere Drainage.
Hochbeete
Hier tritt das Problem der „Versackung“ besonders stark auf. Mit ca. 20 % Perlite im Substrat bleibt die Erde länger stabil und locker.
Hydroponik
In geschlossenen Systemen kannst du Perlite sogar zu 100 % als Substrat verwenden. Vorteil: Im Gegensatz zu Steinwolle ist die Entsorgung unproblematisch – Perlite kann einfach in den Gartenboden oder auf den Kompost gegeben werden.
10. Vor- und Nachteile von Perlite
Vorteile
- leicht, formstabil & langlebig
- verbessert Belüftung und Wasserspeicherung
- vielseitig einsetzbar
- ökologisch unbedenklich
- verwendbar in Hydroponik
- mehrfach verwendbar
- Entsorgung 👉 auf dem Kompost oder einfach im Gartenboden einarbeiten
Nachteile
- enthält keine Nährstoffe (Düngung bleibt notwendig)
- kann stauben (Atemschutz beim Einfüllen empfehlenswert)
- nicht überall regional verfügbar (Transportwege)
11. Nachhaltigkeit & Öko-Aspekte
Perlite ist ein natürliches Mineral und zugelassen für den Bio-Anbau. Es lässt sich mehrfach verwenden und danach problemlos in den Boden einarbeiten.
Besonders im Vergleich zu Steinwolle hat es einen Vorteil: Während Steinwolle als Sondermüll entsorgt werden muss, ist Perlite unproblematisch und sogar langfristig im Garten einsetzbar.
👉 Ein Punkt, den man fairerweise erwähnen sollte, ist der Energieaufwand bei der Herstellung: Um Perlite aufzublähen, wird es bei rund 1.000 °C erhitzt. Das kostet Energie, macht das Material aber gleichzeitig sehr langlebig – es zersetzt sich nicht und kann viele Jahre im Boden verbleiben. Durch seine Wiederverwendbarkeit (z. B. in Hydroponik) relativiert sich dieser Aufwand teilweise wieder.
Häufig gestellte Fragen
Perlite ist ein vulkanisches Glas, das beim Erhitzen auf ca. 1000 °C aufpoppt und sich zu einem leichten, porösen Substrat ausdehnt. Es ist pH-neutral, keimfrei und langlebig.
Perlite eignet sich zur Bodenverbesserung, als Drainageschicht, zur Rasensanierung, beim Pflanzen von Bäumen, im Kräuterbeet, in Töpfen und Hochbeeten sowie als Substrat in der Hydroponik.
Feine Körnung (0,2–1 mm): Anzucht und Stecklinge, Hydroponik. Mittlere Körnung (bis ca. 6 mm): Gemüsebeete, Rasenflächen, Gehölze. Grobe Körnung (>6 mm): Drainage, große Kübelpflanzen, Bäume.
Ja, Perlite speichert Wasser in seinen Poren, gibt es nach und nach ab und verhindert Staunässe. Es verbessert gleichzeitig die Belüftung des Bodens.
Nein, Perlite enthält selbst keine Nährstoffe. Es dient als Strukturverbesserer und sollte immer mit nährstoffreicher Erde oder Dünger kombiniert werden.
Perlite ist ein natürliches Mineral, mehrfach verwendbar und für den ökologischen Landbau zugelassen. Nach Gebrauch kann es einfach in den Boden eingearbeitet werden. Der Energieaufwand bei der Herstellung ist ein Kritikpunkt, wird aber durch die lange Nutzbarkeit relativiert.
Für die Anzucht ca. 20 % Perlite untermischen. Bei schweren Böden 10 Liter pro Quadratmeter einarbeiten. In Töpfen oder Hochbeeten ebenfalls etwa 20 % Perlite beifügen.
Perlite ist ungefährlich, beim Einfüllen kann jedoch Staub entstehen. Tragen Sie am besten eine Atemschutzmaske oder befeuchten Sie das Material leicht, um Staub zu vermeiden.
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