Ein lauer Sommerabend im Garten ist herrlich – wenn da nur nicht diese Mücken wären, oder? Ein Fledermauskasten löst das Problem zwar nicht komplett, kann aber die Artenvielfalt im Garten fördern und unterstützt das ökologische Gleichgewicht.
Fledermäuse gehören zu den effektivsten Insektenjägern der Nacht. Eine einzige Zwergfledermaus kann mehrere Hundert bis über tausend Insekten pro Nacht fressen – darunter auch viele Mücken. Und ganz ehrlich: Wenn man den Tieren dafür ein Zuhause bieten kann, ist das doch ein ziemlich fairer Deal, oder? 😃
Doch viele Fledermäuse finden heute kaum noch sichere Verstecke. Alte Dachstühle, hohle Bäume und Scheunen sind Mangelware geworden. Genau deshalb können wir im Garten, am Haus oder sogar auf dem Balkon mit einem einfachen Holzkasten eine Menge bewirken (und obendrein ein spannendes Naturerlebnis direkt vor die Haustüre holen!).
Inhaltsverzeichnis
- Warum Fledermäuse unsere Unterstützung brauchen
- Welche Fledermausarten du im Garten fördern kannst
- Bauanleitung: So baust du einen Fledermauskasten selbst
- Baufehler – und wie du sie vermeidest
- Standortwahl: Hier fühlen sich Fledermäuse wohl
- Reinigung & Pflege: Das gilt es zu beachten
- Fazit: Ein Zuhause für unsere lautlosen Nachbarn

1. Warum Fledermäuse unsere Unterstützung brauchen
Fledermäuse sind faszinierende Tiere: Sie „sehen“ mit ihren Ohren, fliegen mit den Händen – und sind in Europa sehr friedlich und nützlich. Dennoch gelten viele Arten als gefährdet, weil ihnen zunehmend ihre natürlichen Lebensräume fehlen:
- alte Dachböden
- Scheunen
- Baumhöhlen, Felsspalten oder strukturreiche Gärten mit altem Baumbestand
Funfact 😂
In tropischen Regionen – insbesondere in Mittel- und Südamerika – gibt es Fledermausarten, die sich von Blut ernähren. Dazu gehören vor allem die Vampirfledermäuse. Sie trinken jedoch in der Regel nicht das Blut von Menschen, sondern bevorzugen Nutztiere wie Rinder, Pferde, Schweine oder Geflügel als Wirte.
Ein Fledermauskasten ersetzt diese Strukturen nicht vollständig, aber er kann ein wichtiger Ruheplatz, ein Wochenstubenquartier oder sogar ein Überwinterungsort sein. Besonders im Siedlungsraum, wo Spalten und Hohlräume fehlen, sind künstliche Quartiere oft die letzte Option.

2. Welche Fledermausarten du im Garten fördern kannst
Nicht jede Fledermausart stellt die gleichen Ansprüche an ihren Unterschlupf. In unseren Gärten siedeln sich vor allem sogenannte Spaltenbewohner an – Arten, die enge, schmale Verstecke bevorzugen. Dazu zählen zum Beispiel:
- Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) – sehr klein, weitverbreitet und äußerst anpassungsfähig. Nutzt gerne Gebäuderitzen, Rollladenkästen oder speziell gebaute Fledermauskästen.
- Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) – Bevorzugt Dachböden, aber nimmt auch flachere Kästen mit größeren Einflugöffnungen an.
- Großer Abendsegler (Nyctalus noctula) – nutzt Fledermauskästen vor allem als Tagesquartier während seiner Wanderungen oder beim Wechsel zwischen Sommer- und Winterquartieren.
Diese Arten nehmen Fledermauskästen besonders gerne an – wenn Form und Standort stimmen. Wichtig: Der Innenraum muss eng, dunkel und rau sein – Fledermäuse hassen offene „Vogelhäuschen“.
Mehr Details über die verschiedenen Fledermausarten findest du z. B. auf der Seite von NABU, im Artikel Heimische Fledermausarten im Porträt.
3. Bauanleitung: So baust du einen Fledermauskasten selbst
Materialien
- Unbehandeltes, massives Holz (min. 2 cm dick – z. B. Lärche, Douglasie). Alternativ Leimholz, dann sollte der Fledermauskasten allerdings wettergeschützt aufgehängt werden.
- Kantholz 2 × 2 cm
- Holzleisten, circa 0,2 × 0,2 cm (für Kletterhilfe im Inneren)
Tipp: Besser und einfacher ist es, Nuten zu fräsen (siehe optionales Werkzeug). - Edelstahlschrauben
- Optional: Lasur auf Wasserbasis (nur außen), Wachs oder Leinöl.
Werkzeug
- Stichsäge oder Kreis- bzw. Kappsäge
- Akkuschrauber
- Schleifpapier
- Optional: einen Gasbrenner zum Abflammen (wird später erklärt)
- Optional: Kreis- bzw. Kappsäge 👉 Damit kannst du anstelle der Holzleisten Nutfräsungen machen.
Anleitung: Alle Schritte im Detail

1. Zuschnitte
Los geht es mit dem Zurechtschneiden der Holzteile. Wir haben uns für Leimholz entschieden, da der Fledermauskasten sehr geschützt unter einem Dachvorsprung hängen wird und keinen Regen abbekommt.
Du benötigst eine Rückwand, eine Vorderseite, zwei Seitenteile, ein Dach sowie ein Kantholz. Die genauen Maße und den Aufbau kannst du der Skizze entnehmen (Hinweis: Die Maße in der Skizze beziehen sich auf eine Brettstärke von 2 cm). Alle Maße habe ich dir nachfolgend aber noch einmal kurz zusammengefasst:
- Rückwand: 50 × 30 cm
- Vorderseite: 30 × 30 cm + 2 mal die Stärke deiner Holzbretter (Die Vorderseite wird etwas breiter, da sie später auf den Seitenteilen aufliegt)
- Kantholz: 30 cm lang
- Seitenteile: 2 Stück à 30 × 6 cm (sie werden leicht schräg zugeschnitten, dazu gleich mehr)
Zuerst schneidest du die Rückwand auf Maß und anschließend die Vorderseite. Die Vorderseite wird später auf den beiden Seitenteilen aufliegen und muss daher breiter sein als deine Rückwand. Deshalb ist es wichtig, dass du zweimal die Holzstärke der Seitenteile dazuaddierst, bevor du die Platte zurechtschneidest. Das gleiche gilt für die Dachplatte, die muss mindestens genauso breit werden wie das Brett für die Vorderseite (breiter geht auch, dann steht das Dach links und rechts etwas über).

Das Kantholz (2 × 2 cm) schneidest du auf eine Länge von 30 cm, es wird später den Eingang (Einflug-Bereich) verengen, das mögen und brauchen Fledermäuse.
Zu den Seitenteilen: Die Seitenteile sind eigentlich die einzigen Zuschnitte, die etwas genauere Planung benötigen. 😅 Der Fledermauskasten verjüngt sich nach oben. Das bedeutet, unten am Einflug ist der Spalt 4 cm groß, oben dann nur noch 1,5 cm.

Am einfachsten gehst du wie folgt vor: Stelle die Rückwand bündig auf das Brett, das später als Seitenteil dient. Miss nun an einem Ende 1,5 cm vom Rand ab und markiere die Stelle mit einem Punkt. Am gegenüberliegenden Ende machst du dasselbe – dort allerdings mit 4 cm Abstand. Verbinde die beiden Punkte anschließend mit einem Lineal zu einer geraden Linie.
Fertig! 😁 Jetzt kannst du das erste Seitenteil mit der Stichsäge oder Kappsäge zuschneiden. Dieses Teil dient dir anschließend als Schablone für das zweite.

2. Nuten/Holzleisten
Damit sich die Fledermäuse innerhalb des Kastens festhalten können, brauchen sie raue Strukturen. Dazu kannst du entweder viele kleine Leisten aufkleben (was recht aufwendig ist) oder wie wir Nuten ins Holz fräsen bzw. sägen. Wir haben das ganz pragmatisch mit einer Kappsäge gelöst und einfach alle paar Millimeter eine Nut auf eine Seite der Rückwand gesägt. Viele Kappsägen sind mit einem Tiefenanschlag ausgestattet (siehe Bilder). Er ermöglicht gleichmäßige, wiederholbare Schnitte, indem du das Werkstück nach jedem Schnitt leicht verschiebst.



3. Zusammenbauen der Holzteile
Die Holzteile werden jetzt wie in unserer Skizze zusammengesetzt. Wir haben alle Teile mit wasserfestem Leim verklebt und zusätzlich verschraubt.
Wichtig: Überall dort, wo eine Schraube gesetzt wird, sollte vorgebohrt werden, um ein Aufsplittern oder Reißen des Holzes zu vermeiden.
Als Erstes haben wir die Rückseite auf die Arbeitsfläche gelegt (die Seite mit den Nuten muss dabei nach oben schauen). Dann die Seitenteile links und rechts nach oben hin bündig angesetzt und mit der Rückwand verklebt und verschraubt.
Achtung: Die schmale Seite der Seitenteile muss oben bündig anliegen, da der Kasten nach oben schmäler wird.



Nun kommt die Holzplatte für die Vorderseite zum Einsatz. Auf einer Seite haben wir am unteren Rand mittig ein Kantholz angebracht (siehe Bild). Dieses reduziert die Einflugöffnung von 4 cm auf 2 cm – ideal für Fledermäuse.

Die Vorderseite wird jetzt mit dem Kantholz, innen liegend, auf die beiden Seitenteile geschraubt (siehe Bild).

Im letzten Schritt fehlt nur noch das Dach. Du hast jetzt zwei Optionen:
Option 1: Einfach das Dach ohne Schräge montieren. Wenn der Kasten wettergeschützt hängt, ist das ohne Probleme möglich.
Option 2: Hast du eine Säge mit Neigungsfunktion, kannst du die obere Schmalseite einfach im Winkel von 7–15 Grad anschrägen – so liegt das Dach später sauber auf.

Das Dach wird – wie die übrigen Teile – ebenfalls verklebt und verschraubt.
4. Versiegeln, Fledermauskasten haltbar machen
Um den Fledermauskasten haltbar zu machen, hast du mehrere Möglichkeiten. Eine Sache ist aber essenziell: Der Kasten darf im Inneren nicht behandelt werden. Konzentrier dich also auf die Außenseite 😁.
Dafür kannst du Farben oder Lacke auf Wasserbasis nehmen (wobei ich persönlich auf Lacke verzichten würde, Fledermäuse haben einen sehr ausgeprägten Geruchssinn) oder natürliche Wachse (z. B. Bienenwachs). Leinöl ist ebenfalls eine gute Wahl.
Wir haben uns für das Haltbarmachen durch Abflammen entschieden. Wie das funktioniert, haben wir im Artikel „Holz abflammen und ohne Chemie haltbar machen: Schritt-für-Schritt-Anleitung“ detailliert erklärt.
Kurz zusammengefasst: Das Holz wird mit einem Gasbrenner oberflächlich leicht verkohlt. Diese Methode heißt Yakisugi (oder auch Shou Sugi Ban) und stammt aus Japan. Sie ist eine der ältesten Holzschutzmaßnahmen. Nach dem Abflammen haben wir das Holz leicht abgeschliffen und mit Leinölfirnis eingelassen. Das Leinöl schützt zusätzlich und lässt die Holzmaserung intensiv zur Geltung kommen.

Tipp:
Verwende heimisches Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft – Fichte, Kiefer oder Eiche sind ebenfalls geeignet, wenn sie unbehandelt sind.
4. Baufehler – und wie du sie vermeidest
Beim Bau und der Montage eines Fledermauskastens kann man ein paar typische Fehler machen – hier die größten Stolperfallen und wie du sie ganz einfach umgehst:
- Zu dünnes Holz
❌ isoliert schlecht und kann bei Kälte reißen oder aufplatzen
👉 mindestens 2 cm starkes Holz verwenden - Glatte Innenfläche
❌ keine Möglichkeit zum Festhalten
👉 Nuten fräsen oder dünne Kanthölzer anbringen - Falscher Standort (z. B. Nordwand)
❌ wird nicht angenommen
👉 sonnig ausrichten - Boden geschlossen (Teilboden)
❌ Feuchtigkeit und Kot sammeln sich, das begünstigt Schimmel und Parasiten.
👉 unten angebrachte Öffnung gemäß unserer Skizze - Chemische Lasuren innen
❌ giftig für Fledermäuse
👉 Nur außen behandeln mit natürlichen Ölen, Wachsen oder Farben auf Wasserbasis.


Wenn du diese Punkte beachtest, stehen die Chancen gut, dass dein Fledermauskasten bald bewohnt wird!
5. Standortwahl: Hier fühlen sich Fledermäuse wohl
Damit dein Fledermauskasten nicht nur Deko bleibt, achte auf folgende Standort-Tipps:
- Höhe: Mindestens in 3 Meter, besser 4–5 Meter Höhe aufhängen.
- Ausrichtung: Südost bis Süd – Fledermäuse mögen es warm
- Schutz vor Fressfeinden:
Montiere den Fledermauskasten möglichst an einer glatten Wand oder einem stabilen Pfosten – das erschwert Kletterkünstlern wie Katzen, Mardern und Waschbären den Zugang. Vermeide Standorte mit direktem Zugang, z. B. über Äste, Rankgerüste oder Balkone. Falls du den Kasten an einem Baum anbringst, hilft eine glatte Manschette als Klettersperre. - Umgebung: freie Anflugbahn, keine dichten Zweige direkt davor
Du kannst auch mehrere Kästen mit unterschiedlicher Ausrichtung anbringen – so haben die Fledermäuse je nach Wetterlage die Wahl zwischen sonnig-warm und eher schattig-kühl.
6. Reinigung & Pflege: Das gilt es zu beachten
Ein gut gebauter Fledermauskasten ist wartungsarm – aber nicht wartungsfrei. Einmal im Jahr (am besten im Spätherbst oder Winter) solltest du kontrollieren:
- Ist der Kasten trocken und frei von Schimmel?
- Gibt es Anzeichen von Vogelnestern oder Insektenbefall (vorsichtig nähern, Wespen bauen häufig ihre Nester in Fledermauskästen)?
- Sind alle Schrauben noch fest, lösen sich Teile?
👉 Zwischen Mai und August nicht öffnen – in dieser Zeit ziehen Fledermäuse ihre Jungen auf und reagieren besonders empfindlich auf Störungen.
7. Fazit: Ein Zuhause für unsere lautlosen Nachbarn
Ein Fledermauskasten ist schnell gebaut, fast wartungsfrei – und wertet deinen Garten ökologisch auf.
Also: Ran an die Säge! Wenn du Fragen hast oder uns dein Werk zeigen willst: Schreib uns gerne oder tagge uns auf Instagram @biogartenliving.
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