Wir kennen es alle: Irgendwann taucht über Nacht ein kleiner Erdberg im Rasen auf – und sofort beginnt das Rätselraten. Maulwurf? Wühlmaus? Sollte man etwas tun? Und warum eigentlich tauchen die Hügel genau jetzt auf?
Was viele vergessen: Ein Maulwurf ist kein Ärgernis. Er ist ein hochspezialisiertes, faszinierendes Wildtier, das unsere Böden belebt und Bodenökosysteme stabil hält. Seine Anwesenheit zeigt dir: Hier ist der Boden gesund, lebendig und voller Insektenvielfalt.
In diesem Artikel tauchen wir in die Welt der Maulwürfe ein – von ihrem einzigartigen Körperbau über ihre unglaublichen Bauwerke hin zu ihrem riesigen Nutzen für deinen Garten.
Inhaltsverzeichnis
- Was im Boden passiert, wenn ein Maulwurf einzieht
- Körperbau & Anpassungen: Ein echtes Grabwunder
- Sinneswelt: Sehen schlecht, spüren alles
- Die unterirdischen Tunnelsysteme
- Nahrung & Jagdtechnik: Immer hungrig
- Lebensrhythmus & Verhalten
- Fortpflanzung & Aufzucht
- Sind Maulwürfe nützlich oder schädlich?
- Mythen über Maulwürfe – und was wirklich stimmt
- Gesetzlicher Schutz: Das musst du wissen
- FAQ

1. Was im Boden passiert, wenn ein Maulwurf einzieht
Maulwürfe gelten in vielen Gärten als Problem – aber dafür gibt es eigentlich keinen Grund. Ganz im Gegenteil: Ein Maulwurf ist einer der wichtigsten „Mitarbeiter“, die du im Garten haben kannst.
Warum?
Weil seine Arbeit das gesamte Ökosystem stärkt:
Der Boden wird natürlich gelockert
Durch seine Grabbewegungen mischt der Maulwurf die Erde ständig durch. Der Boden wird feinkrümelig, leichter und besser durchwurzelbar. Pflanzen profitieren davon, weil sie ihre Wurzeln einfacher ausbreiten können und schwere, verdichtete Bereiche aufbrechen.
Das Tunnelsystem verbessert die Bodenatmung und die Drainage

Seine weitverzweigten Gänge wirken wie ein unterirdisches Lüftungs- und Entwässerungsnetz. Über die Öffnungen und die poröse Struktur können Luft und Wasser viel leichter in tiefere Bodenschichten gelangen. Dadurch reguliert sich das Bodenklima – Staunässe nimmt ab, und die Mikroorganismen im Boden arbeiten aktiver.
Er frisst Schädlinge – besonders Engerlinge
Seine Speisekarte besteht zu einem großen Teil aus:
- Engerlingen (z. B. Dickmaulrüssler, Maikäfer)
- Schnakenlarven
- Wurzel fressenden Käferlarven
- Schnecken
- Insektenlarven aller Art
Ein einziger Maulwurf frisst pro Jahr das Dreihundertfache seines eigenen Gewichts. Damit reduziert er viele der Tiere, die deinen Pflanzen schaden.
Maulwürfe verdrängen Wühlmäuse
Maulwürfe dulden keine Konkurrenz in ihren Gängen – und Wühlmäuse lieben es, fremde Tunnelsysteme mitzubenutzen. Aber Maulwürfe akzeptieren das nicht.
Sie treiben Wühlmäuse aktiv aus ihrem Revier.
Das ist ein riesiger Vorteil, denn Wühlmäuse fressen Wurzeln – Maulwürfe nicht.
Humusaufbau wird beschleunigt
Durch das Graben entsteht ein lockerer, gut durchlüfteter Boden. Genau solche Bedingungen fördern Regenwürmer und unzählige Bodenorganismen – und sie sind es, die letztlich den Humus aufbauen. Der Maulwurf schafft also die perfekte Umgebung für einen aktiven, fruchtbaren Boden.

2. Körperbau & Anpassungen: Ein echtes Grabwunder
Maulwürfe sind absolute Spezialisten – wirklich jedes Körperdetail ist auf das Leben im Boden ausgelegt.
Die Schaufelhände
Ihre nach außen gerichteten schaufelartigen Händen, sind extrem kräftig und ähneln der menschlichen Hand.
Damit können sie:
- 30 cm pro Minute graben
- 7 Meter Tunnel pro Stunde schaffen
Stabiler Körper – fast wie ein kleiner Panzer
Ihr Körper ist walzenförmig, kompakt und muskulös. Mehrere Halswirbel sind miteinander verwachsen, sodass der Kopf beim Graben nicht abknickt.
Fell ohne „Strich“
Das Fell ist dicht, kurz und lässt sich in alle Richtungen streichen.
Das verhindert:
- Verheddern
- Hängenbleiben
- Erdklumpen im Fell
Viele Menschen sind überrascht, wie seidig Maulwurffell ist – kein Wunder, dass es früher sogar für Kleidung genutzt wurde. Doch sobald es verarbeitet war, verlor das Fell seine feine Struktur und wirkte matt und glanzlos.
Nase & Maul geschützt durch Falten
Während er gräbt, legt der Maulwurf schützende Hautfalten über Mund und Nase, und selbst die Ohren sind durch kleine Lappen abgeschirmt. So bleibt beim Buddeln alles sauber. Und obwohl man seine Ohren kaum sieht, hört er erstaunlich gut – laute Geräusche und Vibrationen dagegen mag er gar nicht.
3. Sinneswelt: Sehen schlecht, spüren alles

Maulwürfe sind nicht blind – aber ihre Augen sind winzig und tief im Fell versteckt. Sie erkennen nur Hell und Dunkel.
Dafür sind andere Sinne fast schon übermenschlich.
Geruchssinn
Die rüsselförmige Nase ist ihr wichtigstes Sinnesorgan. Damit orten Maulwürfe Beute, erkennen Artgenossen und finden sich in ihrem Gangsystem zurecht.
Gehör: Fein abgestimmt auf Boden-Geräusche
Luftgetragene Geräusche nehmen Maulwürfe nur gedämpft wahr, dafür reagieren sie extrem sensibel auf Bodenerschütterungen. Über diese Vibrationen können sie Bewegungen im Erdreich sehr genau lokalisieren – und so Beute in ihrer Nähe aufspüren.
Tasthaare überall
Am Kopf, an den Schultern, sogar am Schwanz:
- Sie spüren Luftströmungen
- Sie erkennen Hindernisse
- Sie lokalisieren die kleinsten Bewegungen
Vibrationserkennung
Maulwürfe jagen vor allem mit ihrer hochsensiblen Nase. Über feine Geruchsspuren finden sie Regenwürmer und Larven im Boden. Bewegungen und Vibrationen spüren sie zusätzlich – so können sie einschätzen, wo sich die Beute gerade befindet.
4. Die unterirdischen Tunnelsysteme

Ein Maulwurf lebt in einem eigenen, riesigen Bauwerk – manche Systeme sind so komplex wie U-Bahn-Netze.
Wie groß ist das Revier?
Bis zu 2.000 Quadratmeter – je nach Boden und Nahrungsangebot.
Wie tief graben Maulwürfe?
Die meisten Gänge liegen zwischen 10 und 50 cm tief.
Einige Haupttunnel aber auch bis zu 1 Meter.
Das System besteht aus mehreren Ebenen und Räumen:
- Jagdwege – die meistgenutzten Routen
- Wohnkessel – mit Laub und Geäst ausgepolstert
- Nestkammer – warm, geschützt, größer
- Vorratskammer – gefüllt mit frischen Regenwürmern und Co.
- Belüftungsschächte – alle paar Meter
Warum entstehen die Hügel?
Einfach gesagt: Unter der Erde ist kein Platz für den Aushub.
Also schiebt der Maulwurf die Erde nach oben.
5. Nahrung & Jagdtechnik: Immer hungrig
Maulwürfe sind Insektenfresser – und ihr Stoffwechsel läuft auf Hochtouren.
Ihr Energiebedarf ist enorm
Ein Maulwurf muss alle paar Stunden fressen, sonst verhungert er nach 10–24 Stunden.
Was steht auf dem Speiseplan?
So gut wie alles, was im Boden lebt:
- Regenwürmer
- Engerlinge
- Raupen
- Käferlarven
- Tausendfüßer
- Spinnen
- Schnecken
- sogar kleine Amphibien, wenn es sich ergibt
Beute wird lebend gelagert
In Vorratskammern hält er Regenwürmer frisch, indem er ihnen den Kopf abbeißt. Die Regenwürmer leben so noch eine ganze Weile weiter.
Das klingt brutal, sichert dem Maulwurf allerdings frische Futterreserven.
6. Lebensrhythmus & Verhalten
Maulwürfe schlafen nicht lange
Ihr Tag besteht aus 3–4 Aktivitätsphasen:
- 4–5 Stunden aktiv (graben/jagen/fressen)
- 2–3 Stunden schlafen
- wiederholen
Sie sind tag- und nachtaktiv – immer im Wechselrhythmus.
Einzelgänger
Maulwürfe leben allein. Ihre Reviere sind klar markiert und Begegnungen mit Artgenossen sind selten – wenn sie auftreten, können sie aggressiv verlaufen.
7. Fortpflanzung & Aufzucht
Paarungszeit: Frühling
Nur in dieser Zeit tolerieren Maulwürfe kurzzeitig Artgenossen.
Paarung findet oberirdisch statt
Während der Paarungszeit wandern die Männchen aktiv durch die Reviere der Weibchen und treffen dabei gelegentlich auf Konkurrenten. Kommt es zu Begegnungen, wird gekämpft – der stärkere Maulwurf setzt sich durch und darf sich fortpflanzen. Die Paarung selbst findet meist nachts und oberirdisch statt, damit die Tiere besser vor Fuchs, Greifvögeln oder anderen Räubern geschützt sind.
Nachwuchs
- Tragzeit: ca. 4 Wochen
- Wurfgröße: 2–5 Jungtiere
- Felllos, blind, hilflos
- mit 6 Wochen selbstständig
Das Männchen kümmert sich nicht – das Weibchen schafft alles allein.
8. Sind Maulwürfe nützlich oder schädlich?

Ganz klar: zu 100 % nützlich.
Sie fressen keine Pflanzen, zerstören keine Wurzeln, richten keine bleibenden Schäden an.
Ihr einziger „Nachteil“ sind die Hügel – und selbst die liefern perfekte, feine Aussaaterde.
In naturnahen Gärten sind Maulwürfe echte Ökosystem-Verbesserer.
9. Mythen über Maulwürfe – und was wirklich stimmt

| Mythos | Fakt |
|---|---|
| „Maulwürfe zerstören den Rasen.“ | Sie belüften und lockern den Boden – langfristig ein Vorteil. |
| „Sie fressen Wurzeln.“ | Sie fressen ausschließlich Tiere. |
| „Maulwürfe sind blind.“ | Sie sehen hell und dunkel und orten Beute über den Geruchssinn und Vibrationen. |
10. Gesetzlicher Schutz: Das musst du wissen
Maulwürfe stehen unter strengem Schutz – deshalb sind Fallen, Gift oder andere harte Maßnahmen verboten. Erlaubt sind nur sanfte Methoden wie Barrieren oder leichte Duft- und Vibrationsreize. Am sinnvollsten ist es jedoch, die Tiere einfach zu tolerieren und ihre vielen positiven Effekte auf den Boden zu nutzen.
Zusammengefasst: Du darfst sie …
- … nicht fangen oder verletzen
- … nicht töten
- … nicht „umsiedeln“ und keine Fallen einsetzen
11. FAQ
Nein – sie zeigen dir, dass der Boden gesund und voller Leben ist.
Sie bleiben aktiv, verlagern aber ihre Gänge tiefer.
Ja! Die Erde ist superfein und perfekt für die Anzucht von Pflanzen.

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