Unser Gründach ist weit mehr als nur ein optisches Highlight – es ist ein klares Bekenntnis zu mehr Natur im urbanen Raum. Weniger Hitze, mehr Biodiversität und eine Entsiegelung der Fläche: Eigentlich ein Selbstläufer. Doch die Realität hat uns rasch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Trotz Speichervlies, guter Pflanzenauswahl und regelmäßiger Gießkanneneinsätze haben wir erlebt, dass Pflanzen wie unsere heiß geliebten Kartäuser Nelken auf dem Gründach den Frühsommer nicht überlebt haben. Zu wenig Wasser. Zu viel Verdunstung. Und offen gesagt: zu wenig Zeit, ständig hochzuklettern und zu wässern 😅.
Deshalb haben wir ein automatisches Bewässerungssystem getestet – solarbetrieben und vollständig autark. In diesem Beitrag nehmen wir dich mit durch unseren gesamten Prozess – vom „Pain Point“ über die Planung bis zur Installation und den ersten Erfahrungen.
Inhaltsverzeichnis
- Warum Gründächer oft unter Trockenheit leiden
- Projektidee: Regenwasser vom Dach nutzen & Überschuss zurückführen
- Das System: Unsere Wahl und erste Eindrücke
- Installation Schritt für Schritt
- Wie funktioniert das System in der Praxis?
- Welche Pflanzen eignen sich besonders für Tröpfchenbewässerung?
- Vorteile und Nachteile der Tröpfchenbewässerung aus unserer Sicht
- Fazit: Für wen sich das System wirklich lohnt
- FAQ – Deine Fragen zur Gründach-Bewässerung

1. Warum Gründächer oft unter Trockenheit leiden
Wir dachten, wir hätten alles richtig gemacht: gute Substratschicht, ein Speichervlies und eine Auswahl an Stauden, die mit trockenen Bedingungen klarkommen sollten. Aber die Praxis ist eben oft ein wenig weniger romantisch als die Planung 🤯.
Gerade bei flach aufgebauten Gründächern (unter 12 cm Substrat) fehlt schnell das Puffervolumen. Speichervlies hilft – aber nur begrenzt. Die Verdunstung durch Sonne und Wind ist enorm. Und wer gießt schon zuverlässig jeden Tag?
Unser Aha-Moment: Die meisten Pflanzen auf dem Dach hätten einfach mehr Wasser gebraucht – aber gleichmäßig, regelmäßig und direkt an der Wurzel. Genau das kann / soll ein Tröpfchensystem leisten.

2. Projektidee: Regenwasser vom Dach nutzen & Überschuss zurückführen
Uns war klar:
Wenn wir gießen, dann nicht mit Trinkwasser. Schließlich liegt direkt vor unserer Nase die perfekte Wasserquelle – unser eigenes Gründach. Also haben wir einen Regenwassertank im Gartenhaus installiert, der über die Regenrinne vom Gründach gespeist wird.
Das Besondere an unserem Konzept:
Überschüssiges Gießwasser, das von den Pflanzen oder dem Substrat nicht aufgenommen werden kann, fließt über das Dach zurück in die Regenrinne – und von dort direkt wieder in den Wassertank. So entsteht ein geschlossener, nachhaltiger Wasserkreislauf.
3. Das System: Unsere Wahl und erste Eindrücke
Wir haben uns bewusst für ein solarbetriebenes Tropfbewässerungssystem entschieden. Wichtig war uns dabei, dass das Solarpanel separat montierbar ist – und nicht, wie bei vielen (fast allen) Modellen, als Einheit fest im Gehäuse des Steuergeräts verbaut.

Online haben wir tatsächlich nur einen seriösen Anbieter gefunden, der eine Tröpfchenbewässerung genau mit dieser Funktionalität anbietet (Angebote von Temu und Co. haben wir bewusst ignoriert, die wirkten alle durch die Bank minderwertig).
Deshalb fiel unsere Wahl auf das WaterDrops Professional System von esotec.
Transparenz ist uns wichtig:
Auf unsere Anfrage hin wurde uns das System vom Hersteller-Shop solarversand.de kostenlos zum Testen bereitgestellt. Die objektive Bewertung bleibt davon selbstverständlich unberührt.
Tropfbewässerungssystem: das war im Lieferumfang enthalten
- Bewässerungscomputer
- Akku 👉 herausnehmbar 🥳
- Kristallines Solarmodul inkl. Kabel
👉 Das Solarmodul ist nicht im Systemgehäuse des Bewässerungscomputers verbaut, dazu später mehr 😅. - Wasserstandssensor
- 2 m PVC-Zulaufschlauch inklusive Ansaugfilter
- 7 m PVC-Versorgungsschlauch 8 mm ø, individuell kürzbar
- 5 x T-Verbinder (von 8 mm auf 4 mm Schlauch-ø)
- 48 m PVC-Abgabeschlauch 4 mm ø zu den Tropfern, individuell kürzbar
- 50 x T-Stücke (für 4 mm Schlauch-ø) (Material: POM)
- 50 x Wassertropfer aus Kunststoff, jeweils mit passendem Erdspieß (Material: PP)
- Anschlussstück mit Rückschlagventil
- Schlauchverschlusskappen 4 und 8 mm (Material: POM)
Erster Eindruck: Das Set wirkt im Schnell-Check hochwertig (herausstellen wird sich das gleich beim Zusammenbauen 😅).
Ach ja, 👉 preislich liegt es bei +/- 110,- € je nach Anzahl der Wassertropfer.
4. Installation Schritt für Schritt
Beim ersten Auspacken wirkt das Set erst einmal etwas überfordernd 😅 – viele Einzelteile, viele Schläuche. Aber keine Sorge: Der Aufbau ist tatsächlich unkomplizierter, als es auf den ersten Blick scheint. Mit ein wenig System und Geduld (die haben wir beim Stecken der T-Verbinder gebraucht, dazu später mehr) wird aus dem Wirrwarr schnell eine funktionierende Bewässerungslösung 🥳.
1. Bewässerungscomputer montieren
Unser 300-Liter-Wassertank steht im Inneren des Gartenhauses. Deshalb haben wir den Bewässerungscomputer gleich dort montiert – wettergeschützt und gut zugänglich. Die Wandmontage erfolgt mit den mitgelieferten Schrauben, anschließend wird der Akku eingesetzt und das Solarpanel per Kabel angeschlossen.

Das Solarpanel selbst haben wir mit einer Halterung außen am Gartenhaus befestigt (diese ist leider nicht im Lieferumfang enthalten) – so lässt es sich optimal zur Sonne ausrichten. Ein großer Pluspunkt des Systems: Solarpanel und Steuergerät sind voneinander getrennt. Bei vielen anderen Geräten (z. B. dem Gardena AquaBloom, das wir auch im Einsatz haben) ist alles in einem Gehäuse verbaut / kombiniert – das schränkt die Platzierung stark ein und macht die Bedienung bei praller Sonne unkomfortabel. Zudem altert die Elektronik dort deutlich schneller. Für uns ein klarer Vorteil es esotec-Systems.

Information zur Bewässerungsfunktion / Technik
- Die Bewässerung erfolgt automatisch bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang.
- Die Laufzeit lässt sich zwischen 30 Sekunden und 8 Minuten einstellen.
- Das Solarmodul dient gleichzeitig als Lichtfühler und lädt tagsüber den Akku.
- Die integrierte Membranpumpe schafft eine Ansaughöhe von bis zu 2 m.
2. Tauchfilter und Wasserstandssensor einsetzen
Der Tauchfilter wird direkt in den Wassertank gehängt. Über ihn zieht die Pumpe das Wasser ins System. Zusätzlich wird ein kleiner Wasserstandssensor am Filter angebracht – dieser sorgt dafür, dass die Pumpe bei zu niedrigem Wasserstand automatisch stoppt (Trockenlaufschutz).



Der Filter wird mit dem 8 mm-Versorgungsschlauch an den Bewässerungscomputer angeschlossen, der Sensor mit einem Kabel verbunden.
Ersatzteilversorgung
Besonders positiv: Es gibt Ersatzteile wie Pumpe, Filter oder Sensoren einzeln zu kaufen. Nachhaltigkeit, wie wir sie mögen 👍.
3. Schläuche verlegen & Tropfer anschließen
Jetzt geht’s ans Eingemachte – oder besser gesagt: aufs Dach 😁.
Das System besteht im Wesentlichen aus zwei Schlaucharten:
- Versorgungsschlauch (8 mm): Er führt das Wasser vom Bewässerungscomputer aufs Dach.
- Abgangsschläuche (4 mm): Sie verzweigen sich vom Hauptschlauch zu den einzelnen Pflanzen.


Mit T-Stücken (8 mm zu 4 mm) lassen sich die Abgangsschläuche überall dort abzweigen, wo du Tropfer setzen willst. Die Tropfer werden direkt an den 4 mm-Schlauch gesteckt (ebenfalls über T-Stück) und dort mit kleinen Erdspießen fixiert – möglichst nah an der Wurzel der Pflanze.

Wichtiger Praxistipp:
Die Verbindung der 4-mm-Schläuche mit den T-Stücken erwies sich als echte Herausforderung: Durch das extrem weiche und flexible Material der PVC-Schläuche ließen sich die Schläuche nur mit großer Mühe auf die Verbindungsstücke stecken – selbst mit Kraft und Geduld war das erstaunlich schwierig.
Unsere Lösung:
Wir haben heißes Wasser in eine Thermoskanne gefüllt und die Schlauchenden jeweils einige Sekunden hineingehalten. Dadurch wurde das Material leicht geweitet, und das Aufstecken auf die T-Stücke ging deutlich einfacher.
💡 Zum Vergleich: Andere Anbieter wie Gardena verwenden deutlich steifere, weniger flexible Schläuche. Diese lassen sich deutlich einfacher und schneller auf die Steckverbinder schieben. Hier hätte das esotec-System definitiv noch Optimierungspotenzial.

So haben wir’s gemacht:
Schritt 1:
Ein 20 cm langes Stück Anschlussschlauch wird am Wasser-Ausgang (Water-Outlet) des Bewässerungscomputers befestigt. Am Schlauchende ist ein Rückschlagventil installiert.

Schritt 2:
Hinter dem Rückschlagventil wird erneut der Anschlussschlauch angeschlossen, der anschließend zur bewässerten Fläche geführt wird. Wir haben den Schlauch an der kurzen Seite des Gartenhaus-Dachs nach oben geführt und dort mit einer Verschlusskappe sauber abgeschlossen.
Schritt 3:
Entlang der Dachfläche haben wir zwei waagrechte Abgänge mit T-Stücken verlegt und die Tropfer so platziert, dass alle Stauden versorgt sind.





Tipp:
Für Gärtnerinnen und Gärtner, die keine punktuelle Tröpfchenbewässerung, sondern eine flächigere Versorgung bevorzugen – etwa bei dicht bepflanzten Beeten oder größeren Pflanzflächen – bietet sich alternativ das WaterSpray Professional-Set an. Statt Tropfern sind hier Nebeldüsen verbaut.
4. System starten & Durchlauf testen
Zum Schluss schaltest du den Bewässerungscomputer an der Unterseite ein (ON/OFF) an und drückst einmal auf die „TEST MODE“-Taste. Die Pumpe zieht nun Wasser an und entlüftet dabei das gesamte System. Sobald aus allen Tropfern Wasser kommt, kannst du mit der „MODE SELECT“-Taste deine gewünschte Bewässerungsdauer einstellen.
Ab jetzt läuft alles automatisch – morgens und abends, gesteuert durch die Lichtverhältnisse.
Hinweis: Die ausführliche Bedienungsanleitung liegt dem System bei – ein kurzer Blick lohnt sich auf jeden Fall. Zur Info haben wir sie dir nachfolgend verlinkt:
Noch wichtig zu wissen:
- Die tatsächliche Wassermenge variiert leicht – die Herstellerangaben sind Näherungswerte.
- Die Wassermenge pro Zyklus hängt von der eingestellten Laufzeit und der Anzahl der Tropfer ab.
- Um die Pumpe effizient zu betreiben, sollten mindestens 20 Tropfer installiert sein.
- Die Förderleistung liegt bei ca. 100 l/h – verteilt auf alle angeschlossenen Tropfer.

5. Wie funktioniert das System in der Praxis?
Kurz gesagt: so wie wir es uns gewünscht haben!
Sobald der Akku ausreichend geladen ist, startet die Bewässerung – morgens nach Sonnenaufgang und abends vor Einbruch der Dunkelheit. Unsere Pflanzen erhalten so zwei gezielte Wassergaben täglich, direkt an der Wurzel. Das verhindert unnötige Verdunstung und schont gleichzeitig Blätter und Blüten – perfekt für trockenheitsliebende Stauden.
6. Welche Pflanzen eignen sich besonders für Tröpfchenbewässerung?
Nicht jede Pflanze kommt mit punktueller Wasserzufuhr zurecht – besonders auf dem Gründach. Entscheidend für die Eignung sind die Wurzeltiefe der Pflanzen, ihre Trockenheitsverträglichkeit sowie der Aufbau des Substrats. Hier sind unsere Empfehlungen:
Besonders geeignet:
- Sedum-Arten (Fetthenne, Mauerpfeffer)
- Hauswurz (Sempervivum)
- Thymian, Ysop, Oregano
- Katzenminze, Steppen-Salbei
- Echte Glockenblume (Campanula)
- Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum) – aber nur mit guter Drainage

Diese Pflanzen sind trockenheitsverträglich, wurzeln tief genug und profitieren von gezielter Bewässerung direkt im Wurzelbereich.
Weniger geeignet:
- Flachwurzelnde Sommerblumen (z. B. Schleierkraut, Cosmea)
- Feuchteliebende Farne oder Moose
- Pflanzen mit hohem Wasserbedarf bei geringer Substrattiefe (z. B. Primeln, Astilben)
Diese Arten benötigen oft flächige Feuchtigkeit, hohe Luftfeuchte oder gleichmäßig feuchte Böden.
7. Vorteile und Nachteile der Tröpfchenbewässerung aus unserer Sicht
Vorteile:
- Nachhaltig durch Nutzung von Regenwasser
- Kein Stromanschluss nötig
- Sehr wassersparend dank Tröpfchentechnik
- Einfache Installation ohne Vorwissen
- Kaum Wartung notwendig (nur Demontage der Steuerungseinheit vor Frostbeginn)
- Ideal für schwer zugängliche Dachflächen
Nachteile:
- Keine Bewässerung, wenn der Tank leerläuft
- Skalierbarkeit nach oben begrenzt. Für große Flächen reichen die 50 Tropfer nicht.
- Tropfer können bei sehr kalkhaltigem Wasser verstopfen (der Filter hilft hier allerdings)
- Anschluss der T-Stücke sehr nervig!
8. Fazit: Für wen sich das System wirklich lohnt
Wenn du ein Gründach hast – egal ob auf dem Gartenhaus, dem Carport oder dem Tiny House – ist ein solarbetriebenes Tröpfchensystem mit Regenwassernutzung eine der effizientesten und nachhaltigsten Lösungen, die du nutzen kannst.
Du sparst nicht nur Wasser und Zeit, sondern auch jede Menge Nerven – besonders an heißen Sommertagen oder wenn du mal ein paar Tage verreist. Die Pflanzen werden zuverlässig und direkt an der Wurzel versorgt, ohne ständiges Nachgießen von Hand.
Das Ergebnis: stabile, gesunde Pflanzen – und ein gutes Gefühl, auch im Urlaub nichts vertrocknen zu lassen.
9. FAQ – Deine Fragen zur Gründachbewässerung
Zweimal täglich, automatisch – abhängig von Sonnenenergie und Akkuladung.
Der Trockenlaufschutz verhindert Schäden – die Pumpe stoppt automatisch.
Die Pumpe sollte frostfrei gelagert werden. Schläuche entleeren, nicht vergessen!
Einmal pro Saison empfehlen wir, Filter und Tropfer zu spülen. Kalk und Algen können sich ablagern.
Wenn du wissen willst, wie du dein eigenes Gründach optimieren kannst oder Fragen zur Technik hast – schreib uns gern auf Instagram: @biogartenliving
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